Ländersperre mit VPN umgehen
Lästiges Geo-Blocking loswerden & deutsches Fernsehen im Ausland streamen

Sie wollen lange verreisen oder sogar auswandern? Aber wie ist das dann überhaupt mit deutschem Fernsehen? Manches liebgewonnene will man schließlich doch nicht missen. Einige Quellen kann man auch im Ausland weiter nutzen, oft kommt man aber wegen der sogenannten Ländersperren nicht um einen VPN-Anbieter herum. Wir zeigen, warum das so ist, wie man sich wehren kann und was das kostet!
1. Deutsches TV im Ausland: Nicht nur für Auswanderer
Über 200.000 Deutsche kehren mittlerweile jährlich dem Land den Rücken. Aber Fernsehen in deutscher Sprache wollen die meisten in der neuen Heimat dennoch nicht missen. Es muss aber nicht einmal eine dauerhafte Entscheidung sein – auch für Langzeitreisende sind in einer ähnlichen Situation. Beispielsweise wenn man mit dem Wohnmobil Monate oder Jahre in der Welt unterwegs ist. Oder Austauschstudenten, Auslandsemester, ein Job oder Auftrag am Ende der Welt, ...
2. EU-Gesetzt ermöglicht Nutzung leider nur begrenzt ...
Bei jedem Handyvertrag kann man seit 2016, dank einer EU-Verordnung, Telefon und Internet auf Reisen in der Europäischen Union wie zuhause nutzen. So etwas ähnliches wurde 2018 auch für Streamingdienste eingeführt. Seither greift die sogenannte Portabilitätsverordnung (EU 2017/1128).
Diese regelt, dass kostenpflichtige Streaming- oder Online-Inhaltsdienste Kunden, die ihren gewöhnliche Wohnsitz in einem EU-Land haben, den Zugriff immer gewähren müssen. Insbesondere, wenn diese sich vorübergehend in einem anderen EU-Land aufhalten.
Die Verordnung bringt in der Praxis aber leider zwei Haken mit sich: Einerseits gilt die Regelung nur für Bezahl-Abos, wie z.B. von Waipu, Zattoo, Netflix, Spotify, Disney+ oder ähnliche. Kostenfreie Dienste, z. B. Mediatheken, Live-TV Streaming der Fernsehsender, können laut Artikel 6 der Verordnung den Zugang anbieten, müssen aber nicht. Aus lizenzrechtlichen Gründen werden Nutzer in der Praxis daher meist per Geoblocking im Ausland ausgesperrt.

Beispiel ARD Geoblocking im Ausland | Screenshot: ARD-Mediathek
Der zweite wichtige Punkt ist das Wort „vorrübergehend“. Leider ist im Art. 2 Buchst. d) der Verordnung die Dauer nicht konkret spezifiziert, so dass es auch den kostenpflichtigen Anbietern relativ frei obliegt, eine Grenze zu ziehen. Für 14 Tage Urlaub besteht definitiv keine Gefahr. Die Frage ist nur, wie sieht es bei einer längeren Reise von 3-6 Monaten (z.B. Auslandssemester) aus? Wahrscheinlich dürfte oft bei 6 Monaten die Grenze liegen. Im Zweifel hilft ein Blick in die AGB des Anbieters.
Für Auswanderer sieht es noch schlechter aus. Dann ist man ohne Umgehung der Ländersperren ganz raus aus dem Spiel ...
3. Geoblocking: So sperren Streamer & TV-Anbieter die Nutzer aus
Das Prinzip ist ganz einfach! Streamingdienste, Mediatheken oder die Live-Streams der TV-Sender prüfen anhand der IP-Adresse zunächst, ob sich der Nutzer auch in Deutschland befindet. Bei Streamingdiensten gegen Entgelt, kann man diese eine Zeit lang sogar innerhalb der EU nutzen (siehe Punkt 2). Ansonsten greift aber das Geoblocking.Dann bekommt man nur einen Hinweis zu sehen, dass der Inhalt für „Ihr Land“ oder Standort nicht zur Verfügung steht. Selbst bei YouTube gibt es hin und wieder Inhalte, die in DE nicht zugänglich sind. Wenn auch seit 2016, durch eine Lizenzvereinbarung mit der GEMA, längst nicht mehr so viele wie früher.
3.1 Hintergründe für die Sperrung
Man könnte nun Böswilligkeit oder Geldgier unterstellen. Aber da ja vor allem kostenlose Inhalte im Ausland gesperrt sind, liegt auf der Hand, dass die Ursachen andere sind. Sonst wäre es anders herum. Gründe sind schlicht Lizenzvereinbarungen und urheberrechtlichen Bestimmungen. Meist gelten die Lizenzen, welche ein Sender für eine Sendung / Filmmaterial erwirbt, nur für ein bestimmtes Land, sonst könnten die Rechtinhaber nur einmal Geld verlangen. Geoblocking dient also zur Wahrung dieser Lizenzrechte – ärgerlich für Verbraucher ist der Umstand aber allemal, vor allem, weil man die GEZ ja trotzdem bezahlten muss. Es sei denn, man wandert komplett aus.

Beispiel Sperre Zattoo in Großbritanien | Screenshot: Zattoo
3.2 Geoblocking umgehen: So wehren Sie sich gegen Bevormundung
Verbraucher sind glücklicher Weise nicht ganz hilflos der Situation ausgeliefert. Es gibt nämlich technische Hilfsmittel, die Sperren dennoch zu umgehen. Das kostet im Schnitt nicht einmal 5 € monatlich und kann jeder spielend einfach einrichten. Die Rede ist von einem „VPN“!
4. VPN-Anbieter als Lösung
Die Abkürzung VPN steht für „Virtual Private Network“, was so viel wie „virtuelles, privates Netzwerk“ bedeutet. Der Zweck ist eigentlich ein erweiterter Datenschutz für Internetnutzer. Nutzt man einen VPN-Anbieter, ist es für Werbetreibende praktisch nicht mehr möglich, Sie und ihre Vorlieben zu tracken. Auch Hackern wird die Angriffsfläche genommen. Man kann VPN aber auch dazu nutzen, weiter auf sonst im Ausland gesperrte TV- und Streamingdienste weiter zuzugreifen.4.1 Wie funktioniert die Umgehung des Geoblocking per VPN?
Ihr Gerät, also PC, Tablet, Fernsehen, baut zunächst die Verbindung zu einem VPN-Server auf. Dieser verschleiert nun nicht nur die eigenen IP, sondern kann auch den Standort virtuell ändern. Es sieht dann so aus, als ob der Nutzer z.B. in Polen, Frankreich oder eben Deutschland sitzt. VPNs „leiten“ Ihren Internetverkehr sozusagen über Server in einem anderen Land. Man spricht auch von einem „VPN-Tunnel“.Über die VPN-Software wählt man einfach einen Server aus, der sich beispielsweise in Deutschland befindet oder wo man einen bestimmten Streaming-Inhalte abspielen will (z.B. französischer Sender).
Konkretes Beispiel aus der Praxis: Sie machen mehrere Wochen in Großbritannien Urlaub oder wandern nach Mallorca aus. Von dort aus wird der Zugriff auf den Tatort in der Mediathek der ARD aber geblockt. Gleiches gilt für den Netflix-Zugang. Wählen Sie sich nun im WLAN zusätzlich über ein VPN-Programm ein, kann die Sperre überwunden werden, da der Dienst denkt, Sie gehen mit einem deutschen Internetzugang ins Netz. Damit bleibt der Zugriff auf Ihre Lieblingssender und Serien weiter offen.
4.2 Top 5 VPN-Anbieter für "Deutsches Fernsehen" im Ausland
Es gibt alleine hierzulande dutzende VPN-Provider. Im Prinzip kann man die Auswahl aber auf gut 5 Platzhirsche runterbrechen. Wir haben folgend die 6 unserer Ansicht nach besten VPN-Anbieter verglichen und gegenübergestellt:Anbieter | Sitz | Preis (ab) | No-Logs & Audits | Geschwindigkeit | besondere Features | Servernetz |
---|---|---|---|---|---|---|
NordVPN | Panama | ~3,29 €/Monat (2-Jahres-Plan) | No-Logs, extern geprüft Regelmäßige Sicherheitsaudits |
sehr hoch dank NordLynx (WireGuard-basiert) | -Double VPN / Onion over VPN -Threat Protection -Kill-Switch |
5000+ Server in 60+ Ländern |
ExpressVPN | Britische Jungferninseln | ~6,67 €/Monat (Jahresplan) | No-Logs, Sitz in datenschutzfreundlicher Jurisdiktion | sehr hoch dank Lightway-Protokoll | -TrustedServer-Technologie (RAM-basierte Server) -einfache Bedienung |
3000+ Server in 90+ Ländern |
SurfShark | Niederlande | ~2,05 €/Monat (2-Jahres-Plan) | No-Logs, seit 2018 auf dem Markt Audit durch Cure53 |
gut bis sehr gut dank WireGuard | - unbegrenzte Geräteverbindungen - Camouflage Mode & NoBorders |
3200+ Server in 100+ Ländern |
CyberGhost | Rumänien | ~2,00 €/Monat (2-Jahres-Plan) | No-Logs, Sitz in Rumänien (keine Vorratsdatenspeicherung) | ordentlich, kann je nach Auslastung schwanken | - spezielle Streaming- & P2P-Server -einsteigerfreundliche Oberfläche |
7000+ Server in 90+ Ländern |
ProtonVPN | Schweiz | ~4,99 €/Monat (Jahresplan), | No-Logs, Open-Source-Apps Regelmäßige Audits veröffentlicht |
gut, kostenlose Tarife aber limitiert | - Secure Core (Multi-Hop) |
1700+ Server in 60+ Ländern (zahlend) |
PureVPN | Hongkong (GZ Systems) | ca. 2,00 € / Monat (je nach Laufzeit) | Striktes No-Logs-Versprechen, regelmäßige unabhängige Audits (z. B. durch KPMG) | Sehr gut (je nach Standort) | -Split-Tunneling, Port-Forwarding -dedizierte IP optional -„Always-On“-Audit, 31-Tage-Geld-zurück-Garantie |
6.500+ Server in über 70 Ländern |
4.3 Welcher Anbieter ist am besten bzw. schnellsten?
Alle vorgestellten bieten sehr gute Tarife zu fairen Preisen. In Hinblick auf unser Anwendungsfeld „Auslands-TV und Streaming/IPTV“, sind NordVPN, ExpressVPN oder CyberGhost die erste Wahl, da die drei Anbieter zuverlässig deutsche IPs bereitstellen. Wie wir jetzt wissen die Grundvoraussetzung, um Geoblockaden zuverlässig zu umgehen.
NordVPN (nordvpn.com/de/) gilt als Allrounder mit hoher Geschwindigkeit, starkem Datenschutz und guter Streaming-Kompatibilität. ExpressVPN liegt auf Augenhöhe, punktet aber durch den Fokus auf besonders schnelle Server. Leider etwas aber teurer wie NordVPN. CyberGhost ist günstiger, bietet solide Streaming-Leistung (vor allem wegen der optimierten Server) und zeigt sich sehr nutzerfreundlich.
4.4 kostenlose VPN-Dienste möglich?
Obwohl professionelle Dienste eigentlich nicht die Welt kosten, reicht ggf. für den Anfang zum Testen auch erstmal eine kostenlose Variante. Für Gelegenheitsnutzer würde dies im Prinzip sogar reichen. Aber die Gratis-VPN hat folgende Nachteile: In der Regel ist das monatliche Datenvolumen begrenzt und TV-Streaming generiert enorm viel Traffic – in HD 3-6 GB pro Stunde. Größter Schwachpunkt der kostenlosen VPN-Pakete ist aber, dass diese keine Datenübertragungsrate garantieren bzw. stark in Sachen Geschwindigkeit gedrosselt sind. Für gute Qualität braucht es aber mindestens 6 MBit/s netto.Kostenpflichtige VPNs bieten deutlich bessere und stabilere Performance, mehr Einstellmöglichkeiten und bessere Sicherheit. Zudem ist die Einrichtung auf mehreren Endgeräten einfacher.
Proton VPN: Das Unternehmen bietet reguläre Tarif ab ca. 4-5 Euro monatlich. Zudem stellt Proton aber auch einen „Free“ Tarif bereit. Dier versorgt 1 Gerät und bietet unlimitiertes Datenvolumen.
» zu Proton
Hide.me: Hier geht es bereits ab 2.69 € monatlich los. Der „Free Tarif“ für 0,- € bietet 1 Verbindung, unbegrenzte Daten (aber limitierte Leistung) und bis zu 8 Standorte.
» zu Hide.me
4.5 mögliche Probleme
Leider kennen den „Trick“ schon längst auch die Streaming-Dienste und TV-Anbieter. Manche, wie Netflix, gehen aktiv dagegen vor und sperren populäre VPN-Server. In diesem Fall erhält man eine Fehlermeldung oder wird aufgefordert, den Dienst ohne VPN zu nutzen (siehe hier). Bei vielen ist die Nutzung aber nach wie vor möglich. Hier geht probieren über studieren!
Ein weiteres Problem kann sein, dass der VPN-Anbieter die Verbindung nicht dauerhaft schnell genug bereitstellen kann. Siehe auch dazu Punkt 4.3.
5. Ist das eigentlich legal oder illegal?
Prinzipiell ist die Nutzung von VPN-Diensten vollkommen legal. Nur in autokratischen Ländern, wie China oder Russland, sollte man diese meiden oder sich ggf. über die lokalen Gesetze informieren.
Aber, auch wenn die Nutzung von VPN legal ist: Bei einigen IPTV- oder Streaming-Diensten verstößt der Zugriff über VPN gegen die Nutzungsbedingungen, um damit aktiv Geoblocking zu umgehen. Das kann unter Umständen zur Sperrung des Kontos führen oder zivilrechtliche Konsequenzen haben, ist in der Praxis aber selten. Am Besten konsultieren Sie die AGB der Anbieter im Zweifel. Zudem kann man durch die Umgehung theoretisch gegen das Urheberrechtsgesetz verstoßen (Stichwort Sport/Fussball), wenn damit Inhalte abgespielt werden, die im eigenen Land nicht lizenziert sind. Hier bewegt man sich eher in einer rechtlichen Grauzone.
Definitiv illegal sind aber solche Angebote, die kostenfreien (oder stark verbilligen) Zugang zu einer Vielzahl von Streamingdiensten, wie DAZN, Netflix, Amazon etc. bieten. Hier sollte man auf jeden Fall Abstand nehmen!
6. So schnell muss Ihr Internet sein
Für gute Qualität in HD muss man, je nach Anbieter, mit 6-10 MBit/s rechnen. Für SD-Qualität reichen schon 1-3 MBit/s aus. Im Ausland außerhalb der Städte wird man wahrscheinlich meist auf Mobilfunk (LTE/5G) zurückgreifen. Geschwindigkeiten von über 10 MBit sind im ländlichen Raum nicht überall selbstverständlich. In urbanen Gebieten sollten 50-100 MBit heute nahezu überall möglich sein. Für 4K-Qualität muss man pro Stream übrigens um die 20-25 MBit einplanen.
Viel wichtiger ist aber, dass auch der VPN-Anbieter (falls genutzt) schnell genug ist. Siehe dazu auch der Vergleich oben.
7. Alternativen
Es gibt auch noch andere Möglichkeiten, um im Ausland deutsches TV zu nutzen. Nicht immer ist gleich eine (kostenpflichtige) VPN-Lösung nötig. Welche Option Sie noch haben, zeigt hier unser großer Ratgeber zum Fernsehempfang im Ausland.
Weiterführendes
» Bundesliga über IPTV?» Streaming TV Anbieter im Überblick
» IPTV Apps Ratgeber
» Was sind eigentlich M3U Dateien?