HDTV
Technik, Auflösungen, Kompression und Standards
Am High Definition Fernsehen wurde schon lange vor der Jahrtausendwende intensiv geforscht. In Europa hat der HDTV Start verzögert im Jahr 2004 mit der Ausstrahlung von vereinzelten Großevents in hoher Auflösung begonnen. Der eigentliche Startschuss für HDTV fiel in die erste Hälfte des Jahres 2006, beflügelt von der in High Definition ausgestrahlten Fussball-WM in Deutschland. Der Verkauf von LCD und Plasma TV Geräten hatte seither rasant an Fahrt aufgenommen.
Bis 2010 war das Angebot an HD-Material, das von TV-Sendern ausgestrahlt wird, leider sehr gering. Die Technik verbreitete sich also deutlich schneller, als Programmanbieter und Sendeanstalten reagieren konnten. Politische Rahmenbedingen, wie die von der EU beschlossene Umstellung von analogem zu digitalem Fernsehen bis zum Jahr 2012, ebneten den Pfad für die HDTV Revolution. Ende April 2012 wurde die Digitalisierung weitestgehend abgeschlossen. Analoges TV ist seither auch per SAT nicht mehr empfangbar. Via IPTV, Antenne, Kabel und SAT, steht heute ein sehr breites Senderangebot in HD bereit. Zudem natürlich noch über die Streaminganbieter. Spätestens seit 2016 gewinnt aber das noch schärfere UHD (4K) immer mehr Bedeutung...
Technik und Auflösung: Was ist eigentlich "HD" genau?
Die Internationale Fernmeldeunion definiert „high definition“ Fernsehen mit den beiden HDTV Standards 720p und 1080i. Verallgemeinert ausgedrückt, gibt es also fünf mögliche HD-Formate: 720p, 1080i, 1080p, 1125i und 1250i, wobei 720p und 1080i bzw. 1080p als Standards Marktreife erlangt haben. Die Bezeichnung „high definition“ kann sich sowohl auf die Auflösung als auch auf die verwendeten Medien mit HD-Eigenschaften beziehen.
720p
Der HD-Standard 720p steht für die native vertikale Wiedergabe von 720 Bildpunkten mit dem Vollbildverfahren (progressive). Hierbei wird jede Zeile sequentiell beschrieben. Bei 50 Hz bzw. 60 Hz. Bildwiederholungsrate werden 50 bzw. 60 Vollbilder pro Sekunde dargestellt. Dieses Verfahren stellt höhere Anforderungen an die Technik, wird allerdings als angenehmer für das menschliche Auge empfunden. Mit einer Auflösung von 1280x720 können bis zu 926 660 Bildpunkte auf dem Display angezeigt werden.1080i
Der 1080i Standard ist in der Lage 1080 Bildpunkte vertikal und nativ darzustellen, dabei wird das Zeilensprungverfahren (interlaced) benutzt. Es wird immer die übernächste Zeile des Bildes beschrieben, dadurch werden 50 bzw. 60 Halbbilder pro Sekunde dargestellt. Die maximale Auflösung von 1920x1080 erlaubt eine maximale Bildpunktezahl von 2 072 600 auf dem Display. Durch die physiologischen Eigenschaften des Auges und das Nachleuchten des Bildpunktes empfindet das Auge ein vollständiges Bild.
PAL (Standard TV)
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HDTV 720
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Full HD 1080
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Auflösung |
720x576
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1280x720
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1920x1080
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Pixel gesammt |
414.720
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921.600
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2.073.600
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Schärfefaktor zu PAL |
-
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2 x schärfer
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5 x schärfer
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Momentan führen die beiden Standards 720p und 1080i/p eine Koexistenz. Deshalb wird eine Kombination der koexistenten Verfahren die bestmögliche Lösung sein, welche auf lange Sicht von der EBU mit dem HDTV Standard 1080p definiert ist. Die meisten Geräte können alle HDTV-Varianten wiedergeben. Obwohl der 1080i Standard über eine höhere Auflösung verfügt, ergaben verschiedene Tests, dass das 720p Bild als vergleichbar detailreich eingestuft wird. Bei deutlich größeren Displays jenseits der 1 Meter Bilddiagonalen, bevorzugen Testpersonen wiederum das höher auflösende Bild des 1080i Standards.
1080p (Full HD)
Hier erfolgt die Bilddarstellung Progressiv (progressiv), daher werden immer nur Vollbilder dargestellt. Das erhöht subjektiv nochmals das "Schärfegefühl". 1080p ist also die in HD höchstmögliche Qualitätsstufe wenn man so will und immer 1080i vorzuziehen, sofern möglich. Leider ist gerade im TV-Bereich - per Kabel, IPTV oder Satellit - die Interleaced Variante am meisten verbreitet, da dies nicht unerheblich viel Datentraffic spart.
Bildformat
Das Seitenverhältnis aller HDTV-Formate beträgt 16:9. Gegenüber dem alten 4:3 Format ist 16:9 rund 33% breiter. Das wird vom menschlichen Auge als angenehmer empfunden, da es langsamer ermüdet und weniger „wandern“ muss. Durch das 16:9 Format kann der Zuschauer viel mehr Details auf dem Bildschirm erfassen.
Vergleich TV-Auflösungen z.B. PAL zu HDTV; Quelle: Wikipedia
Nachfolger mit noch mehr "Schärfe": Ultra HD
Ultra HD gewinnt seit spätestens 2016 immer mehr an Bedeutung. Kaum noch ein neuer Fernseher unterstützt "nur" HD, sondern bereits Ultra-HD mit der vierfachen HD-Auflösung. Das Ziel: Noch brillantere, farbechtere und schärfere Bilder für daheim. Es gibt sogar schon TV-Geräte mit 8K. Allerdings stehen für solche Auflösungen, sieht man von einigen Demovideos bei Youtube ab, noch keine Quellen.
Codecs: HD & 4K nur dank guter Kompression möglich
Die Datenmengen, welche bei HD- und 4K-Videos anfallen, sind im Rohformat gigantisch. Ohne moderne Kompressionsalgorithmen, sogenannte Codecs, würden pro Sekunde mehrere hundert Megabyte bis Gigabyte anfallen. Eine DVD wäre dann nach wenigen Sekunden randvoll. Erst mit ausgefeilten Kompressionsformaten, wie H.265, kann die Datenflut auf ein Minimum, fast ohne merkliche Qualitätseinbußen, reduziert werden. Mehr dazu hier.Kopierschutz
HDCP (High Bandwidth Digital Content Protection) ist ein spezieller Kopierschutz, der seit HDTV zum Einsatz kommt. Aufgrund der digitalen Bildübertragung, hat die Filmindustrie von Anfang an auf einen allgemeinen Kopierschutz bestanden, um ihre Copyrights an Filmen und Serien zu schützen. HDCP ist speziell für die digitalen Anschlüsse DVI und HDMI konstruiert worden.
Alle per HDMI verbundenen Geräte, inklusive Fernseher, müssen den HDCP-Kopierschutz unterstützen, ansonsten bleibt der Bildschirm schwarz. Wenn die Geräte kompatibel sind, ist eine Aufzeichnung von Video- und Audiodaten nur eingeschränkt bis gar nicht möglich. Aktuell ist HDCP nach Standard 2.3.
Offizielle HDTV Siegel der EICTA:
HD ready
Hier handelt es sich um das HDTV Gütesiegel der EICTA (European Information, Communications and Consumer Electronics Technology Industry Association) und wurde im Jahr 2005 veröffentlicht. Das "HD ready"-Symbol definiert die Mindestvoraussetzungen, die ein Gerät haben muss, um ein HD-Bild darzustellen. Also mindestens eine native Auflösung von 720 Pixeln vertikal beim Format 16:9. Des Weiteren muss ein digitaler DVI- oder ein digitaler HDMI-Eingang vorhanden sein. Die vorgeschriebenen Eingänge müssen die Formate 720p und 1080i verarbeiten können. Der Kopierschutz HDCP soll zudem von den digitalen Videoeingängen DVI und HDMI unterstützt werden können. HD-Ready ist heute längst veraltet und spielte nur in der ersten Zeit bei der Einführung eine Rolle. Damit wurden z.B. Fernseher gekennzeichnet um zu zeigen, dass diese HD-Inhalte prinzipiell darstellen können.HDTV
Das HDTV-Logo wurde ebenfalls von der EICTA eingeführt und wird für HD-fähige Receiver, Set-Top-Boxen und Fernseher mit integriertem Receiver benutzt. Receiver, Fernseher und Set-Top-Boxen, welche HD-Signale über Satellit, Antenne oder Kabel empfangen können, werden mit dem HDTV-Logo ausgezeichnet. Weitere Voraussetzungen für HD-Receiver ist die Verarbeitung von DVB-T und DVB-S Signalen. Set-Top-Boxen die sich mit dem Logo schmücken wollen, haben mindestens die MPEG-2 und MPEG 4/H.264/AVC Codecs zu unterstützen. Empfangsgeräte müssen die 720p und 1080i Auflösung verarbeiten können.HDTV 1080p & HD ready 1080p
Seit dem 30. August 2007 gab es zwei weitere HD-Logos von der EICTA zur Kennzeichnung von Fernsehern und anderen Bildschirmen in Bezug auf ihre Auflösung und Fähigkeit, HD-Inhalte anzuzeigen. HD Ready 1080p besagt, dass das Gerät Full-HD-Inhalte (1920x1080 Pixel) wiedergeben kann, aber möglicherweise auf die Nutzung externer HD-Quellen wie z. B. Blu-ray-Player oder Set-Top-Boxen angewiesen ist.
Das HDTV 1080p-Logo wird dagegen oft bei Fernsehern verwendet, die sowohl über einen eingebauten HD-Tuner verfügen als auch in der Lage sind, Full-HD-Inhalte ohne externe Geräte zu empfangen. Heute ist letzteres Standard. HD-Ready wird praktisch gar nicht mehr noch bei Neugeräten verwendet.
Probleme bei HD
Moiré-Effekt
Der Moiré Effekt tritt bei einer Überlagerung von sich periodisch wiederholenden Bildmustern auf. Bei höheren Bildschirmauflösungen und dadurch resultierendem höheren Detailreichtum ist die Wahrscheinlichkeit des Moiré Effekts ebenfalls größer. Karierte Kleidung erscheint dann meist als sogenanntes Fischgrätenmuster. Da HDTV bis zu fünfmal schärfer dargestellt wird, verglichen zum älteren PAL-Standard, kann dieser Effekt bei Geräten mit falschem Downsampling stärker als gewöhnlich auftreten.Macroblocking / Artefakte
Macroblocking sind kleine Pixel, die bei schnellen bewegten Bildern auftreten können. HDTV-Geräte können weitaus mehr Informationen darstellen als von der HD- Quelle eingespeist wird. Bei schnellen bewegten Bildern werden feine Details nicht rasch genug decodiert und resultieren in diesen Artefakten.
Glitches
Bildaussetzer (Glitches) können beim Zusammenspiel der verschiedenen Hard- und Software des Fernsehers und des HD-Receivers auftreten. Der HDCP Kopierschutz überprüft beim Ändern eines Senders den Kopierschutzlevel, wobei es zu Bildaussetzern und Artefakten kommen kann.Bei Videodaten, die von vornherein in HD aufgenommen wurden, kann es bei Abspielgeräten, die nicht leistungsstark genug sind, zu Problemen bei der Wiedergabe der Video- und Audiodaten kommen.
Des Weiteren ist möglich, dass Videodaten, die unvollständig oder beschädigt vom Sender übertragen werden, vom HDTV Gerät beim Abspielen durch Interpolation hochgerechnet werden und zu Glitches führen.
Mehr zum Thema:
HDTV Einführung | Quellen für HD-Empfang | Codecs | Glossar | HDTV-Wikipedia