„Der absolute Fokus liegt auf Partnerschaften“ - Interview mit Dr. Niklas Brambring, CEO von Zattoo - Teil 3

Köln, Leipzig, 22.05.2014


Dr. Niklas Brambring, Zattoo



Im dritten Teil unseres Gesprächs mit Zattoo-Chef Niklas Brambring, unterhielten wir uns nach den B2B-Plänen des Unternehmens, die Position im Vergleich zu den Sendern und dem Potential von Internet-TV.



IPTV-Anbieter.info: Als B2B-Dienstleister ist Zattoo bereits seit zwei Jahren aktiv. Wie wichtig ist der aktuelle Schritt als IPTV-Dienstleister für Telecom Liechtenstein für diesen Bereich?

Dr. Niklas Brambring: Vor drei Jahren startete es mit einem Nachfrage aus Luxemburg. Wir fanden es gut, mit einem konkreten Bedarf zu starten. So haben wir uns schrittweise weiterentwickelt. Wir haben zum Beispiel unsere Website optimiert - für einen Partner, aber auch für unser B2C-Angebot. Zwei Bereiche hatten wir noch nicht abgedeckt. Das eine war Video-on-Demand; hier haben wir eine Lösung entwickelt, die in einigen Monaten live gehen wird. Das andere war eine Settop-Box-Lösung über Unicast-IPTV; das setzen wir gerade mit der Telecom Liechtenstein um. Wir merken, dass es auch von anderen Partnern Nachfrage gibt. Beide Schritte sind ganz wichtig für uns.

IPTV-Anbieter.info: Gibt es auch Pläne, VoD bei Zattoo selbst zu implementieren?

Dr. Niklas Brambring: Es gibt sicherlich Überlegungen rund um Video-on-Demand. Früher oder später wird es auch Abruf-Inhalte bei Zattoo geben. Das wird nicht Netflix-artig sein, denn gegen Netflix, Amazon Instant Video und Watchever wollen wir gar nicht antreten. Das Live-TV mit VoD-Inhalten auf eine passende und smarte Art zu ergänzen, finden wir aber spannend. Wir sind an dem Thema dran, etwas Spruchreifes haben wir noch nicht.

IPTV-Anbieter.info: Welche Ambitionen haben Sie generell im B2B-Bereich?

Dr. Niklas Brambring: B2B ist ein Bereich, wo wir in der Schweiz schon sehr weit sind. In Deutschland führen wir schon viele spannende Gespräche - hier liegt im Moment auch der absolute Fokus für neue Partnerschaften. Wir sind aber auch in anderen Ländern flexibler als bei B2C, da wir nicht von der Rechte-Klärung über die Nutzergewinnung bis zur Werbevermarktung alles selbst lösen müssen. Wie gesagt, würden wir z.B. sehr gerne in Österreich aktiv werden. B2B wird eine immer stärkere Rolle bei uns spielen.

IPTV-Anbieter.info: Einer aktuellen Analyse von Bewegtbildexperte Bertram Gugel für die Medienanstalt Berlin Brandenburg zufolge, gehört Zattoo zu den sogenannten "Übergeordneten Aggregatoren“. Er sagt, diese „Übergeordnete Aggregatoren“ haben im Allgemeinen eine extrem starke Position in der Verwertungskette bzw. am Markt. Jedoch nehmen einzelne Angebote wie Zattoo in seinem Schema eine deutlich schwächere Position ein, weil sie - ich zitiere: "versuchen virtuelle Ökosysteme auf Basis existierender Netze und Hardware aufzubauen“.

Dr. Niklas Brambring: Umgedreht heißt das ja, dass diejenigen, die das Netz haben - also die Kabler und ISPs - in einer guten Position sind. Das bestätigt ja eigentlich unseren B2B-Ansatz: Wir wollen nicht gegen die ISPs antreten sondern sehen uns als schlaue Ergänzung. Dass Zattoo einen Wert für Nutzer hat, zeigen im Übrigen die teils weit über eine Million Nutzer jeden Monat.

IPTV-Anbieter.info: Weiter heißt es: "Da diese Anbieter keinen direkten Zugang zu den Nutzern haben, müssen sie entweder eine enorme Reichweite über die Attraktivität des Produkts erlangen oder ein Premium bezahlen bevor sie andere Aggregatoren (wie TV-Sender) davon überzeugen können mit ihnen zu kooperieren.“.

Dr. Niklas Brambring: Wir haben ja den Zugang zum User - ohne den TV-Anstalten den Zugang zu nehmen. Und dass für Premium-Inhalte etwas bezahlt wird, ist nicht neu.

IPTV-Anbieter.info: Dass Sie die Sender bezahlen müssen, um deren Programme zu verbreiten, ist also keine Kinderkrankheit von Internet-TV, sondern eine allgemein gültige Entwicklung?

Dr. Niklas Brambring: Ich denke, das Modell ist fair. Die Sender, insbesondere private, müssen ja auch ein Business-Modell für Internet-TV finden. Das tun sie, wie auf dem Kongress zu hören war, über eigene Apps und eben auch über Zattoo.

IPTV-Anbieter.info: Lassen Sie uns zum Ende noch einmal zurück zum Brief kommen, den Sie an Ihre Kunden geschrieben haben. Darin steht: "Das Potenzial von Internet-TV ist noch lange nicht ausgeschöpft.".

Dr. Niklas Brambring: Das Potenzial wird in der Schweiz sichtbar, wo das Thema schon weiter ist. Dort sind bereits circa eine Million Menschen monatlich mit Internet-TV in Berührung, davon in etwa die Hälfte über Zattoo. Umgerechnet auf Deutschland wären es zehn Millionen Internet-TV-Nutzer.

IPTV-Anbieter.info: Wären. Und wie viele sind es?

Dr. Niklas Brambring: Die Zahl der Nutzer bewegt sich eher im Bereich von einer Million, wovon der allergrößte Teil bei Zattoo zu finden ist. Wir bieten aber lieber 50% von zehn Millionen Nutzern unseren Service als 90% von einer Million. Klare gesetzliche Regelungen können beim Marktausbau enorm helfen.

IPTV-Anbieter.info: Wo wird Zattoo an seinem 10. Geburtstag, im Jahr 2016, stehen?

Dr. Niklas Brambring: Bis dahin werden wir unser B2C-Produkt noch besser gemacht haben. Dazu zählt, dass wir vereinzelt Video-on-Demand-Inhalte anbieten werden. Wir werden unser Produkt und das Thema Internet-TV mit vielen Partnern weiter nach vorn gebracht und unser B2B-Geschäft in der Schweiz, Deutschland und auch anderen Ländern deutlich ausgebaut haben.

IPTV-Anbieter.info: Herr Dr. Brambring, vielen Dank für das sehr interessante Gespräch.



Bildquelle Portraitbild: Dr. Niklas Brambring - © mit freundlicher Genehmigung von Dr. Niklas Brambring, Zattoo


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