„Couchfunk finde ich sehr interessant“ - Interview mit Dr. Niklas Brambring, CEO von Zattoo - Teil 1
Köln, Leipzig, 22.05.2014
Im Rahmend der ANGA COM 2014 trafen wir uns mit dem Zattoo-CEO Dr. Niklas Brambring, um über die aktuellen Entwicklungen rund um Zattoo und den Bereich Internet-TV zu reden. Brambring ist bereits seit den frühen Jahren des Unternehmens an Bord: Nachdem er Anfang 2007 zum Unternehmen stieß und im Jahr 2010 in die Geschäftsführung aufstieg, wurde er Anfang 2012 zum CEO von Zattoo ernannt. Im Interview sprachen wir mit ihm unter anderem über die jüngsten Entwicklungen für Zattoo, die neue Situation im deutschen Markt und das immer wichtiger werdende B2B-Geschäft.
Dr. Niklas Brambring: Zur Preiserhöhung?
Dr. Niklas Brambring: Es war klar, dass das Feedback zur Preiserhöhung kritisch sein würde. Das war keine Überraschung für uns. Wir haben schon im letzten Jahr unser Angebot ausgeweitet und danach mit erheblich höheren Kosten weiter betrieben. Das Angebot, was wir jetzt darstellen und auch weiter ausbauen, konnten wir mit dem alten Preis schlicht und ergreifend nicht weiter anbieten. Wir hatten die Wahl, das Angebot von Zattoo unvollständig zu lassen oder den Preis zu erhöhen - und wir haben uns für letzteres entschieden.
Wir hätten auch im vergangenen Jahr eine kleine Preiserhöhung durchführen können, jetzt wieder eine kleine und bei der kommenden Senderaufschaltung noch eine kleine Preiserhöhung. Dann wären wir aber genauso bei 9,99 Euro pro Monat gelandet. Uns war es lieber, den Preis mit einem Mal zu ändern. Dass das für den User nicht leicht verständlich ist, ist klar. Insofern wundert uns das kritische Feedback nicht. Wir haben das aufgenommen und in einem offenen Brief versucht zu erklären. Wir würden unser Produkt auch lieber günstiger anbieten, sind aber auch abhängig von den Produkten, die wir einkaufen, um Zattoo anbieten zu können.
Dr. Niklas Brambring: Ja, wir hätten das weniger abrupt machen können. Wir hätten beispielsweise sagen können: ‚Passt auf, so sieht unser Plan aus und Teil dieses Planes ist eine deutliche Preiserhöhung‘. Das wäre für viele User bestimmt besser gewesen als die plötzliche Verdopplung des Preises.
Dr. Niklas Brambring: Die Pakete wird es auch erstmal weiter zu diesem Preis geben. Zudem haben wir ja unser werbefinanziertes Free-Angebot. Aber: Wir würden gerne noch eine Option dazwischen platzieren. Darüber sprechen wir mit unseren Partnern, denn wir können das nicht auf eigene Faust machen. Wir sehen einfach, dass es User gibt, die lieber etwas weniger bezahlen und dafür nicht das komplette Angebot empfangen. Damit beschäftigen wir uns - bisher ist dazu aber noch nichts spruchreif.
Dr. Niklas Brambring: (lacht) Ich glaube, das liegt nahe. Es gibt Magine in Deutschland, die sich so positionieren als hätten sie Internet-TV erfunden. Wir als Zattoo machen das seit 2006. Dann geht teilweise aus dem Markenauftritt dieses Anbieters hervor, das Catch-Up-TV von ihnen kommen würde - das machen wir in der Schweiz bereits seit 2010. Aus rechtlichen Gründen bieten wir das in Deutschland bisher nicht an - aber siehe da, es kann derzeit ja auch niemand rechtlich hinbekommen, das für alle Sender anzubieten. Zugegebenermaßen: Ja, es war eine bewusste, kleine Spitze.
Dr. Niklas Brambring: Nein das würde ich nicht so sagen.
Dr. Niklas Brambring: Wir sind hier in Gesprächen und schauen uns an, was möglich ist. Wir haben nichts dagegen, wenn ein Wettbewerber in einem Punkt einmal schneller ist als wir. Magine hat es offenbar geschafft, einige Catch-up-Rechte von kleineren Sendern zu bekommen. Das ist besser als nichts, das muss ich auch offen sagen. Auch da führen wir Gespräche und schauen, wie wir das auf eine sinnvolle Art nutzbar machen könne. Wovon der User meines Erachtens wenig Nutzen hat, ist wenn man ihm sagt ‚Du hast Catch-Up, aber mit Ausnahme von …‘ - und dann sind 90 Prozent der Sender Ausnahmen. Ich finde den umgedrehten Weg besser: Zu sagen ‚Du hast Live-TV, grundsätzliche keine Catch-Up-Funtion - aber bestimmte Inhalte kannst du jetzt trotzdem schon abrufen‘.
Dr. Niklas Brambring: Couchfunk finde ich sehr interessant. Die haben einen bewusst anderen Ansatz und sagen nicht ‚Wir bringen Live-TV und haben Zusatz-Features‘, sondern viel eher ‚Wir haben eine Social Community mit Schwerpunkt TV und wollen da auch noch Fernsehen dranhängen‘. Ich finde das spannend und halte es für einen guten Ansatz in einem kompetitiven Wettbewerbsumfeld, und über einen solchen Wettbewerber freuen wir uns auch, weil die neue Ideen in den Markt herein bringen und den Markt tendenziell größer machen.
Ansonsten gilt, was ich heute schon auf dem Panel gesagt habe: Jeder, der in den Markt geht, um ein nachhaltiges Business zu betreiben, ist willkommen. Da gilt ein gesunder Wettbewerb, wie er in der Schweiz herrscht. Da wurden wir auch kopiert von Wilmaa und Teleboy, was zu einer wunderschönen Dynamik geführt hat, die uns letztendlich gar nicht geschadet, sondern den Markt noch einmal größer gemacht hat.
Dr. Niklas Brambring: Ich kann nicht sehen, dass sie rechtliche Spielregeln verletzt hätten. Aber das, was im Moment passiert, ist offensichtlich - da braucht es keinen Experten - nicht nachhaltig. Es werden ja derzeit Inhalte eingekauft und verschenkt. Ich warte eigentlich darauf, dass das Zutrauen in das eigene Produkt groß genug ist, um es nicht verschenken zu müssen. Das ist offenbar heute noch nicht der Fall.
Dr. Niklas Brambring: Was sich nicht abzeichnet ist, dass es dazu eine gesetzliche Regelung gibt, so wie in der Schweiz. Dort gibt es einen Tarif, für den Plattformbetreiber übrigens auch anständig bezahlen. Dafür kann man Catch-up anbieten. Was in Deutschland passiert ist eher, dass die Sender mit ihren Rechteinhabern nach und nach die Rechte klären, um Inhalte auf Abruf anzubieten. Damit hat man noch keine geschlossene Catch-up-Funktion, aber schon einzelne Inhalte on Demand, was eine schöne Erweiterung für das lineare TV ist.
Dr. Niklas Brambring: Ja und nein. Aus meiner Sicht sind Kabler und auch IPTV-Betreiber in der Tat in einer sehr guten Ausgangsposition, weil sie ein gesundes Geschäftsmodell und gesunde Kundenbeziehung haben. Eigentlich müssten sie jetzt nur noch auf ihre Kunden zugehen und sagen: ‚Bei mir bekommst du jetzt auch TV auf dem Tablet und Smartphone‘. Das ist natürlich auch eine Bedrohung für uns. Andererseits haben wir ja in den letzten zwei Jahren ein B2B-Geschäft aufgebaut, womit wir auch Partnerschaften eingehen. Nicht jeder Kabelnetzbetreiber will das, was wir bei Zattoo jetzt in acht Jahren entwickelt haben, noch einmal neu erfinden - solche Unternehmen suchen vielmehr nach Möglichkeiten, das mit jemandem gemeinsam umzusetzen. Dafür sind wir ein guter Partner, der mittlerweile auch etabliert ist und sein Können schon an vielerlei Beispielen bewiesen hat.
Dr. Niklas Brambring: Zu den Sendern kann ich aktuell leider noch nichts konkretes sagen. In den nächsten drei bis vier Monaten kommt etwas Neues hinzu.