„Wir haben nicht das Budget von Watchever“ - Interview mit Dr. Niklas Brambring, CEO von Zattoo - Teil 2
Köln, Leipzig, 22.05.2014
Nachdem wir mit Zattoo-Chef Dr. Brambring im ersten Teil des Interviews über Themen wie Preiserhöhung, Wettbewerber und neue Sender gesprochen haben, widmen wir uns im zweiten Teil dem internationalen Geschäft, rechtlichen Rahmenbedingungen und Kooperationen.
Dr. Niklas Brambring: In der Schweiz sind wir 2006 gestartet und dort der etablierte Player. In Deutschland betreiben wir seit 2007 unser Geschäft und haben dafür sehr viel investiert, was wir auch noch immer tun. Neben der Schweiz, ist Deutschland unser absoluter Kernmarkt. Das sind die beiden Märkte, auf die wir uns fokussieren. Deutschland hat mit zehnmal mehr Einwohnern als die Schweiz natürlich ein erheblich größeres Potential. Wir sind seit sieben Jahren mit sehr langem Atem dabei, den Markt im B2C-Bereich zu beackern. In Zukunft werden wir das auch gerne noch viel mehr gemeinsam mit Partnern tun.
Dr. Niklas Brambring: Wir sind in der Tat noch in Dänemark, Frankreich, Spanien und Großbritannien tätig. Dabei stellen wir jedoch fest, dass es schwierig wird, wenn wir uns nicht mit voller Energie in einen Markt reinlehnen. Insofern ist unser bevorzugter Weg für diese Märkte, starke Partner zu finden. Das gilt für die Länder, wo wir bereits tätig sind, aber auch für neue Märkte wie Österreich, wo wie extrem gerne etwas machen würden. Wir sprechen mit potentiellen Partnern darüber, in diesen Märkten Angebote zur Verfügung zu stellen.
Dr. Niklas Brambring: Das kann beides sein. In Luxemburg haben wir beispielsweise ein Co-Branding, wo die Post mit Zattoo zusammenarbeitet und unser Logo erscheint. Dann haben wir aber auch Partner, wo es ein komplettes White Label ist und unser Logo nicht erscheint. Da sind wir offen.
Dr. Niklas Brambring: Da gibt es nichts konkretes.
Dr. Niklas Brambring: Wir waren neben Dänemark auch in Norwegen, da haben wir uns aber 2008 wieder verabschiedet. Im Jahr 2008, daraus machen wir kein Geheimnis, war Zattoo in einer Krise. Wir sind damals in viele Länder gleichzeitig gegangen, hatten ein großes Team, aber unser Business-Modell noch nicht bewiesen. Damit haben wir uns übernommen. Wir haben unsere Lehren daraus gezogen, machen jetzt alles schrittweise und sind sehr erfolgreich damit.
Dr. Niklas Brambring: Ja, definitiv. Das ist aber gar nicht so vorwurfsvoll gemeint, wie es vielleicht klingt. Die Realität wandelt sich derart schnell, dass man dem Gesetzgeber eigentlich gar nicht vorwerfen kann, nicht so schnell zu sein wie die Entwicklungen. Aber ein bisschen schneller dürfte es schon sein.
Dr. Niklas Brambring: Im Moment gibt es keine gesetzliche Klarstellung dazu, ob die Regelungen zur Kabelweitersendung technologie-neutral zu verstehen sind - also ob es gleich zu bewerten ist, ob ich mein eigenes Kabelnetz oder die Internet-Verbindung nutze, und TV zu verbreiten. Es wird überwiegend so verstanden, dass es neutral gemeint sei. Eine gesetzliche Klarstellung wäre sicherlich wettbewerbsfördernd. Für uns hat die aktuelle Komplexität durchaus den Vorteil, dass sie den Markteinstieg erschwert. In der Schweiz ist das ganze einfacher, was dazu geführt hat, dass sich sehr schnell Wettbewerber gebildet haben. Von einer Wettbewerbs-Perspektive - und wir wollen Wettbewerb - sind einfache gesetzliche Regelungen durchaus vorteilhaft und führen am Ende auch dazu, dass der User eine gute Auswahl hat.
Dr. Niklas Brambring: Wir haben Beziehungen mit den meisten Internet Service Providern, in Form von Peering-Agreements. Das kostet uns auch Geld - sorgt aber für eine gute Qualität. Danach, also im Netz, gibt es keinerlei Priorisierung unseres Traffics. Wir nutzen also keine Daten-Überholspur oder ähnliches. Es geht einfach darum, dass der ISP eine Zugangsgebühr für unseren hohen Traffic kassiert. Das ist auch ok, wir haben aktuell keinen Grund zur Beschwerde.
Dr. Niklas Brambring: Es ist wichtig, wir sehen es aber nicht fundamentalistisch. Wenn Telefonie oder TV Vorrang vor E-Mails hat, macht das für den User Sinn. Es ist auch Ok, wenn ISP's Wege für die Finanzierung des Netz-Ausbaus suchen. Was nicht sein dürfte ist, dass derjenige, der das Netz kontrolliert, Dienste in der Priorität absenkt und gleichzeitig ein Konkurrenzprodukt bringt, das besser behandelt wird. Das wäre eine massive Wettbewerbsverzerrung.
Dr. Niklas Brambring: Wir wollen das sehr bald herausbringen.
Dr. Niklas Brambring: Ja und nein. Unter der Marke Zattoo im Bereich B2C im Moment nicht. Aber im Rahmen von Kooperation ja, das machen wir gerade in Lichtenstein gemeinsam mit dem Partner ABOX42.
Dr. Niklas Brambring: Für uns sind Partnerschaften extrem wichtig. Erstens haben wir nicht das Budget wie Watchever, um monatelang einer der größten Ad-Spender in Deutschland zu sein. Deswegen suchen wir immer günstigere und smarte Wege. Das Beste ist natürlich, wenn man einen Partner hat, der unser Produkt stark findet und ebenfalls promotet. Das kann zum Beispiel Microsoft sein, denn für sie ist unsere TV-App für die Xbox ein super Showcase. Orange in der Schweiz, einer der drei großen Mobilfunkprovider, haben im Datenpaket Spotify und Zattoo vermarktet. Ich kam einmal am Zürcher Flughafen an und hatte plötzlich eine riesige Werbeanzeige mit Zattoo vor mir hängen - das hätten wir uns selber nicht geleistet, aber in Kooperation ging es.