IPTV Studien & Prognosen für Deutschland im Vergleich
Immer wieder gab es zahlreiche Studien und Prognosen über die Zukunft vom Fernsehen übers Internet. Nach 4 Jahren IPTV in Deutschland, ist es an der Zeit einmal eine Bilianz zu ziehen und zu vergleichen, in wie weit sich diese Studien mit der Realität decken.
IPTV in Deutschland 2006-2013
Die Anfänge von IPTV in Deutschland reichen zurück bis zum Mai im Jahr 2006. Damals führte Hansenet als erster ein IPTV-Angebot unter dem Namen "Alice homeTV" (heute Alice-TV) im Markt ein. Später folgten die Deutsche Telekom mit T-Entertain und Arcor mit dem mittler Weile eingestellten Digital-TV. Schon damals wurde IPTV in zahlreichen Studien und Prognosen eine rosige Zukunft vorausgesagt. Der aussagekräftigste Wert, an dem man den Erfolg von IPTV messen kann ist die IPTV-Abonnentenanzahl. Eine der ersten Analysen diesbezüglich wurde von Goldmedia schon vor der Markteinführung 2006 veröffentlicht. Man schätzte, dass bis 2010 1,3 Mio. Haushalte IPTV empfangen werden. Heute, Ende 2010, wissen wir, dass die Experten von Goldmedia eine sehr gute Prognose abgegeben haben. Die tatsächlichen Zahlen kommen erst in ein paar Monaten, dürften aber bei etwa 1.5 - 1.6 Millionen liegen. Besser hat nur Detecon prognostiziert, wie wir folgend noch sehen werden. Allerdings auch im Jahr 2009, so dass die Vergleichbarkeit fairer Weise nicht ganz gegeben ist.
Zahlreiche Studien über Zukunft von IPTV
Im September 2007 kam aber in Zusammenarbeit mit der BITKOM eine Studie von Goldmedia heraus, in der man bundesweit von 2.5 Mio. IPTV Nutzern bis 2012 ausging. Die Werte mussten im Vergleich zur ersten Studie (2006) korrigiert werden. IPTV war nicht so stark gewachsen wie von Goldmedia angenommen. Die neue Analyse sagte aber trotzdem einen starken Aufwärtstrend für die nächsten Jahre voraus. Eine Studie von Capgemini aus dem gleichen Jahr war da nicht so optimistisch. Nur 1.66 Mio. Nutzer wurden bis 2012 geschätzt. Aus heutiger Sicht (Ende 2010) klar verfehlt.
Es gab selbstverständlich noch weitere Prognosen anderer Institute und Marktforschungsunternehmen. Unter anderem von IDC, PricewaterhouseCoopers, Mercer, Roland Berger und Detecon. Doch wie sieht es nun in der Realität aus? Hat IPTV tatsächlich immer so geboomt, wie vorhergesagt wurde? Stimmen die Studien mit der Realität überein, oder verschätzte man sich stark? Die folgende Grafik soll dies aufklären:
Zu sehen sind die Werte der bekanntesten Studien von 2006 bis 2010, die Schätzungen über die zukünftige Anzahl der IPTV-Nutzer machten. Alle Prognosen sagen einen stetigen Aufwärtstrend vorher. Auffällig ist, dass man im Jahr der Einführung deutlich euphorischer war als danach. Denn die Prognosen aus 2006 (bläulich gefärbt) liegen grundsätzlich weit über den realen Werten (rot). Im Gegensatz dazu, fallen die Werte der Prognosen von 2007 und 2008 (grün gefärbt) weit geringer aus. Lediglich die Goldmediastudie aus dem Jahre 2006 zeigt verblüffend präzise Ergebnisse. Aber auch die Zahlen von Detecon können sich insbesondere für 2010 sehen lassen. Das Unternehmen geht für 2011, wie im folgenden Schaubild zu sehen, von 2.5 Millionen IPTV-Kunden in Deutschland aus. Wir halten diese Zahl ebenfalls für realistisch.
Hoffnungen zu Beginn nicht erfüllt
Die Telekommunikationsunternehmen hatten damals Verluste in ihren traditionellen Geschäftszweigen und setzten deshalb große Hoffnung darin, mit IPTV im Bereich Fernsehen Fuß fassen zu können. Man sah die Branche bei der Einführung vor einem Boom. Doch IPTV kam zunächst nicht richtig in Schwung. Die Kundenzahlen blieben zuerst dürftig und Ernüchterung machte sich breit. Doch woran lag das?
Voraussetzungen für IPTV zunächst schlecht
Das Problem: Die Voraussetzungen für IPTV in Deutschland waren damals denkbar schlecht. Denn die Fernsehzuschauer hatten schon zahlreiche Möglichkeiten ein umfangreiches Free-TV Angebot zu nutzen. Sei es über Kabel, Satellit oder Antenne. Warum also sollten sie umsteigen? Nicht zuletzt war die Breitbandversorgung, die für den Erfolg von IPTV elementar wichtig ist, im Vergleich zu heute noch längst nicht so gut entwickelt. Die meisten Verbraucher wussten Anfangs außerdem nichts von IPTV und dessen eigentlich überlegener Technik aufgrund des vorhandenen Rückkanals. Größere Werbeaktionen gab es praktisch nicht und die Medien hielten sich noch vornehm zurück.
IPTV mittlerweile starke Konkurrenz
Es musste erst einige Zeit vergehen, bis sich die Vorteile von IPTV herum gesprochen hatten. Mit dem steigenden Interesse in der Bevölkerung und dem Ausbau des Breitbandes stieg auch die Zahl der IPTV-Kunden. Der Marktanteil ist zwar noch eher gering, aber mittlerweile wird IPTV als ein gefährlicher Konkurrent für die anderen Übertragungswege angesehen: IPTV boomt weltweit. Speziell Triple-Play-Angebote sind sehr beliebt. Aktuelle Studien aus diesem Jahr gehen wieder von einem stärkeren Wachstum für die nächsten Jahre aus. Detecon prognostiziert bis 2012 3.7 Mio. IPTV-Abonnenten, bis 2013 gar 5.4 Millionen IPTV-Abonnenten in Deutschland.
Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hinkt IPTV in Deutschland aber weiter hinterher. Lesen Sie hier mehr über IPTV in Europa. Wir zeigen die Entwicklung von IPTV in einigen Länder über mehrere Jahre über die Grenzen von Deutschland hinweg. Einen Einblick in die weltweite Progression der IPTV-Abonenntenzahlen finden Sie hier.
Grafik Prognose Goldmedia: Goldmedia
Capgemini: www.de.capgemini.com/m/de/doc/iptv_entwicklung_b.jpg
Detecon Prognose und Grafik: Detecon