„Es ist unser Anspruch, Innovationstreiber zu sein“ – Interview mit TVNEXT-Geschäftsführer Christian Borsi
Die Deutsche Telekom oder das Zweite Deutsche Fernsehen – Innovatoren im Bereich IPTV und WebTV. Diese Unternehmen haben in den vergangenen Jahren beispielhaft vorgeführt, dass Interaktivität das Fernsehen zu einem neuen Erlebnis machen kann. Dieser Erfolg ist nicht zuletzt auf ein Unternehmen zurückzuführen: TVNEXT. Das Berliner Unternehmen bietet Software-Komplettlösungen im Bereich IPTV und Web-TV. Wir sprachen exklusiv mit Geschäftsführer Christian Borsi über Innovationen, Werbemöglichkeiten und Chancen im IPTV-Sektor.
Christian Borsi: TVNEXT unterstützt Website- und Portalbetreiber auf Basis modularer Software-Frameworks bei der Entwicklung, Bereitstellung und Optimierung von umfassenden IP- und Web-TV-Projekten. Wir liefern dabei einzelne Technologie-Lösungen oder leisten auf Wunsch des Kunden den Fullservice-Support. Mit unseren Lösungen können Kunden Video-Inhalte einfach in ihre Webportale einbinden, eigene 24/7-Sender aufbauen sowie in Echtzeit gesteuerte Live-Inhalte und interaktive Community-Funktionen integrieren. Der Einsatz von innovativen Werbeformen und attraktiven Vertriebsmodellen rundet unser Technologie-Angebot für Web-TV ab.
Darüber hinaus lassen sich unsere Lösungen auf unterschiedlichsten Endgeräten wie TVs, Digitalreceivern, Tablet PCs und Smartphones einbinden. Der Slogan 360° IPTV Solutions soll verdeutlichen, dass wir alle aktuellen und zukünftigen Video-Features der digitalen Welt mit unserem Produktportfolio verwirklichen können. Weiter ist es unser Anspruch durch eigene Entwicklungen Innovationstreiber zu sein.
Christian Borsi: Unsere Kunden kommen in der Regel mit sehr komplexen Anfragen auf uns zu, entweder sind dies technologisch komplexe Projekte, wie die Anbindung des Bewegtbild-Angebotes in CRM- oder ERP-Systeme – oder der Kunde möchte sich mit neuartigen Videoangeboten von seinem Wettbewerb differenzieren. Aus technologischer Sicht erfordert das besonders flexible Lösungen, die TVNEXT seinen Kunden bietet. Im deutschsprachigen Raum belegen unsere Referenzprojekte diese einzigartige Positionierung sehr deutlich. Gleichzeitig nutzen wir unsere Projekterfahrung für den kontinuierlichen Ausbau unserer Standardprodukte, wie beispielsweise Whitelabel-Videoplattformen, so dass auch einfachere Anfragen äußerst schnell umgesetzt werden können.
Weiterer Vorteil von TVNEXT ist unsere jahrelange Erfahrung im Betrieb, Management und der laufenden redaktionellen Betreuung von Videoportalen im Fremdauftrag. Das heißt, wir wissen genau, wie Portale funktionieren sollen – und konnten diese wertvollen Erfahrungen in unsere Produktentwicklung einfließen lassen. Kunden schätzen an uns besonders den Workflow – und ein besonders starkes Maß an Anpassungsfähigkeit. Spätestens bei den ersten Änderungen im Projekt oder dem Relaunch eines Videoportals lernen Betreiber oft recht schnell, welchen Wert ein Technologieanbieter hat, der vorausschauend arbeitet und auf konkrete Erfahrungen aufbaut. Bei den Entscheidungsprozessen für die Auftragsvergabe spielen Redaktions-, Betriebs- und Änderungskosten oftmals eine viel zu geringe Rolle. Anfänglich vermeintlich niedrige Entwicklungs- und Setup-Kosten werden dann im Betrieb durch hohe laufende Kosten mehr als aufgefressen.
Christian Borsi: Das ist richtig, wir beliefern eine Reihe unterschiedlicher Unternehmen mit unseren maßgeschneiderten IPTV-Lösungen; zu unseren Kunden zählen unter anderem Deutsche Telekom, ORF, ZDF, N24 und o2. Jüngst konnten wir für den norddeutschen Multi-Service-Anbieter EWE ein integriertes Online-TV-Portal umsetzen. Zudem arbeiten wir für Firmen wie Audi, die umfassende und hochmoderne Videoangebote im Rahmen ihrer Unternehmens- und Produkt-Websites einbinden.
Christian Borsi: Am Beispiel unseres Kunden EWE sehen wir klar den aktuellen Trend, wie Unternehmen durch Bewegtbild- und on-Demand-Angebote Mehrwerte für ihre Kunden in ihrer Region schaffen – und sich so deutlich vom bundesweiten Wettbewerb abheben können. Es wäre natürlich wünschenswert, wenn die großen Betreiber da nachziehen. Mit dem Start von Vodafone TV kommt vielleicht weitere Bewegung in den Markt.
Christian Borsi: Ich glaube grundsätzlich an die Stärke der IP-Übertragung mit all ihren Vorteilen, darunter insbesondere die interaktiven Möglichkeiten. Ob für das Fernseherlebnis im Wohnzimmer mittelfristig immer eine Set-Top-Box notwendig ist, bleibt abzuwarten. Vielleicht setzen sich hier Over-The-Top-Lösungen durch, also direkt per Internet zugeführte Inhalte. Angebote auf Basis offener Systeme könnten dabei das größere Vermarktungspotenzial aufweisen.
Christian Borsi: TV-Angebote sind letztendlich immer nur so attraktiv wie ihre Inhalte – und guter Content kostet eben. Mit Blick auf die aktuellen Vertriebsmodelle können wir feststellen, dass die grundsätzliche Bereitschaft der Konsumenten, für Medieninhalte im Netz zu zahlen, deutlich gestiegen ist; man nehme alleine die Musikindustrie und iTunes als Beispiel. Die Betreiber müssen sich in Zukunft mehr und mehr öffnen und ihre Geschäftsmodelle auch im Hinblick auf eine sichere, individualisierbare Bereitstellung von Inhalten überdenken. IPTV und Interaktivität werden eine zunehmend große Rolle spielen – aber wir sehen interaktive Servicefunktionen eher als sinnvolle Ergänzung linearer Angebote und nicht als Substitution oder direkte Konkurrenz.
Christian Borsi: Schon heute ermöglichen wir unseren Kunden die Umsetzung innovativer Werbeformen. Surface Tags sind für uns beispielsweise ein klarer Trend im Bereich der kontextbezogenen Vermarktung. Bei diesem Verfahren werden vordefinierte Klickflächen über ein beliebiges Werbeobjekt im Bewegtbild gelegt. Die Surface Tags können dann mit spezifischer Werbung aber auch Shop-Angeboten verknüpft werden. Wenn mir also die Sonnenbrille gefällt, die George Clooney im neuesten Kinohit trägt, kann ich sie bequem durch einen Mausklick bestellen – das Gleiche geht natürlich auch mit den luxuriösen Handtaschen aus Sex and the City. Unsere Software ermöglicht also, dass Programm und Werbung weiter miteinander verschmelzen und Kaufanreize im entsprechenden Umfeld platziert werden können.
Christian Borsi: Moderne Kunden wünschen sich zunehmend ein maßgeschneidertes Unterhaltungsangebot ganz nach ihren Wünschen und Interessen; nichts liegt da näher, als sie auch genau mit diesen Angeboten zu beliefern. Und in diesem Licht sehen wir auch die Werbebotschaften an sich – Produktinformationen und Kaufangebote zu erhalten, die den tatsächlichen Vorlieben und Interessen entsprechen, sehen wir durchaus als positive Entwicklung.
Es gilt natürlich auch, die gesamtwirtschaftlichen Prozesse zu beachten – werden Programme kostenlos angeboten, muss eine Refinanzierung klassisch über die Platzierung von Werbung stattfinden. Die Interaktivität der Angebote dient in diesem Zusammenhang nicht nur der Werbung, sondern nach meinem Verständnis insbesondere einem ergänzenden Informationsangebot – stellen Sie sich vor, Sie könnten auf Wunsch im laufenden Programm weiterführende Informationen zu einer Reportage erhalten oder die Biografie eines Schauspielers abrufen – ich kann mir unzählige interessante Angebote in dieser Richtung vorstellen.
Christian Borsi: Die Internetnutzer sind es schlicht nicht gewohnt, für qualitative Inhalte im Netz zu bezahlen. Dabei spielt zum einen die aktuell sehr unterschiedliche Qualität der Inhalte eine Rolle aber auch illegale Tauschportale zeichneten jahrelang die Medienlandschaft. Wir erleben aktuell einen deutlichen Wandel im Markt. Blicken wir beispielsweise im Bereich Videocontent auf den Riesen YouTube, werden Sie feststellen, dass der kostenlose Anbieter zunehmend Werbung einsetzt, um wirtschaftlich agieren zu können. Die Sensibilität der Kunden wird durch solche Maßnahmen natürlich sukzessiv steigen, genau wie die Bereitschaft für exklusive und hochwertige Programme zu bezahlen.
Christian Borsi: Durch den Zusammenschluss von TVNEXT mit der PerfectStream Technologies AG profitieren unsere Kunden mittelfristig vom speziellen Know-how und den Technologien des Streaming-Experten. Unsere Web-TV- und IPTV-Lösungen lassen sich so beispielsweise durch individualisierbare Personal Media-Dienste ergänzen. Eine erste Geschmacksprobe, wie diese Zusammenarbeit konkret aussieht, bieten wir derzeit mit einem Digital Signage-Projekt für den Telekommunikationskonzern o2 Telefónica. Bei dem innovativen Projekt werden Netzwerk-TVs zentral angesteuert und individuell in verschiedenen Shops bespielt.
Christian Borsi: Hier möchte ich am Beispiel von EWE einfach Zahlen sprechen lassen: Mit dem integrierten Online-TV-Produkt aus linearem TV, VOD und regionalem Content, verzeichet der Betreiber seit der Premiere am 1. März 2011 heute bereits weit über 100.000 registrierte Nutzer. Als Technologiepartner von EWE freuen wir uns auf den weiteren Ausbau der Web-TV-Plattform.
Weiterführendes:
» IPTV Anbieter im Vergleich» IPTV Vorteile im Überblick