„Wir raten jedem so schnell wie möglich umzusteigen“ – Interview mit Klaus Hoffmann, Leiter der Initiative „Klardigital“
Noch knapp ein Jahr wird es analoges Satellitenfernsehen in Deutschland geben. Nicht mehr allzu lange, bedenkt man, dass immer noch tausende deutsche Haushalte per analoger Satellitenreceiver und –LNBs Fernsehen schauen.
Klaus Hoffmann, Leiter des Projektbüros „Klardigital“, einer Initiative der deutschen Fernsehwirtschaft, hat es sich mit seinen Mitarbeitern zur Aufgabe gemacht, innerhalb des kommenden Jahres auch den hart gesottenen „Analogschauern“ die Vorzüge des digitalen Empfangs nahe zu bringen. Wie er das anstellen will? Darüber und über vieles mehr haben wir exklusiv mit ihm gesprochen.
Klaus Hoffmann: Über 80% aller Satellitenhaushalte sind bereits auf digitalen Empfang umgestiegen. Die Beteiligten können nur informieren, empfehlen und den Mehrwert darlegen aber handeln muss der Zuschauer und der größte Teil hat sich für die Vorteile des digitalen Fernsehens schon entschieden.
Klaus Hoffmann: Ein klares Nein, es gibt seit 12 Jahren digitales Satellitenfernsehen über digitales Fernsehen ist häufig informiert und berichtet worden. In den letzten 12 Monaten wurde umfangreich Handel, Handwerk, Industrie sowie alle anderen Multiplikatoren über den Abschaltzeitpunkt informiert. Jetzt mit Beginn der Aktionswoche, ein Jahr vor dem Abschalttermin, werden alle noch betroffenen Zuschauer über die TV und HF Sender, Presse etc. über die Abschaltung informiert. Das ist rechtzeitig und erlaubt jeden Betroffenen rechtzeitig die Umstellung vorzunehmen.
Klaus Hoffmann: Mit Start der Aktionswoche am 30.04.2011, weisen alle Sender auf die bevorstehende Abschaltung hin. Diese Information wird transportiert in Rahmen von Informations- und Servicesendungen, der Ausstrahlung eines gemeinsamen TV Spot und in Form von Laufschriften oder Einblendungen ins laufende Programm. Zusätzlich wird die Pressearbeit verstärkt und der Handel und das Handwerk wird sich mit eigenen Werbemaßnahmen um die Kunden bemühen.
Klaus Hoffmann: Nein, die Ausgangssituation in anderen europäischen Ländern war und ist eine andere und man muss den jeweiligen Markt genau betrachten und analysieren. Deutschland ist ein besonderer Fernsehmarkt mit einem unglaublichen FreeTV Angebot das man sonst nirgends findet und Digitalisierung ist kein Selbstzweck, er muss vom Zuschauer akzeptiert angenommen werden.
Klaus Hoffmann: Wir raten jedem so schnell wie möglich umzusteigen, auch Weihnachtsgeschenke soll man frühzeitig kaufen, jetzt ist die Auswahl groß, die Gerätepreise günstig und der Handwerker, falls er benötigt wird, hat sicherlich auch noch Zeit.
Klaus Hoffmann: In der Regel muss die analoge Settop Box gegen eine digitale Settop Box getauscht werden, in Einzelfällen auch das sogenannte LNB an der Satellitenschüssel. Dieses Teil muss das gesamte Frequenzspektrum von 10,7 -12,75GHz übertragen können. Alte LNB’s übertragen nur das sogenannte Low Band von 10,7 – 11,6 GHz und deshalb werden die Frequenzen, die ausschließlich für die digitale Übertragung genutzt werden, nicht übertragen.
Eine Umstellung muss nicht teuer sein, einfache digitale Settop Boxen gibt es bereits ab 40.- Euro und ein passendes LNB kostet zusätzlich ca. 20.- Euro. Aber hier gibt es Qualitäts- und Ausstattungsunterschiede und der Preis ist nach oben offen. Hier sollte man sich in Ruhe informieren und entscheiden, was man letztlich möchte. Wenn man die Programme in HD Qualität empfangen möchte, muss man ca . 40.- Euro mehr für einen Receiver zahlen und sich entscheiden, ob man gleich einen HD+ Receiver für den Empfang der verschlüsselten HD Programme haben möchte.
Klaus Hoffmann: Ob dies ein Modell für die Zukunft ist, ist schwer zu beurteilen. Tatsache ist, dass Lizenzgeber ihre wertvolle Ware gegen unberechtigte Nutzung geschützt haben wollen. Digitale Technologien ermöglichen, dass Inhalte innerhalb von Sekunden vervielfältig und weltweit verteilt werden können und damit wird die Ware wertlos und eine Refinanzierung der Inhalte unmöglich gemacht wird.
Ferner soll mit Hilfe der Technik auch das werbefinanzierte Fernsehen geschützt werden. Ohne Zuschauer für die Werbung kein privates FreeTV, so einfach ist das und das Zugangsentgelt ist doch nur ein Beitrag, um die zusätzlichen, notwendigen Technikkosten zu finanzieren.
Klaus Hoffmann: Das ist doch alles nur eine Frage der Sichtweise. Was würden 70% der analogen Kabelkunden und die Wohnungswirtschaft sagen, wenn man ihren Mietern das analoge Fernsehen abschalten würde. Also eine Abschaltung der analogen Versorgung ist zum heutigen Stand nicht umsetzbar und nicht sinnvoll. Erst wenn eine höhere Digitalisierungsrate im Kabel erreicht ist, wird man über eine Abschaltung sprechen können.
Und übrigens, fast jeder Kabelkunde kann digitales Fernsehen sehen, wenn er möchte. Ob eine schnellere Digitalisierung im Kabel erreicht wird, hängt m.E. davon ab, ob es den Kabelnetzbetreibern gelingt, die Zuschauer für das Produkt zu begeistern und wenn die Netzbetreiber dem Kunden einen einfachen, kostengünstigen Zugang ermöglichen. Die jetzigen Geschäftsmodelle sind vielleicht nicht immer der richtige Weg.
Klaus Hoffmann: Warum sollten sie dies tun? Der Satellitenempfang ist doch in Bezug auf Programmvielfalt, Kosten und Qualität unschlagbar. Vielleicht unter der Einbeziehung der Komponente, Telefonie, Internetzugang und ggf. Mobil und mit einem entsprechenden Paketpreis, könnte für den Kunden eine Alternative entstehen.
Klaus Hoffmann: Das Thema ist voll im Markt angekommen und jetzt sind die Zuschauer dran, rechtzeitig umzusteigen. Die Sender werden jetzt ihre Power nutzen, um auch den allerletzten Zuschauer zu informieren und ihn zum Handeln aufzufordern.
Klaus Hoffmann: Ich empfehle jeden, jetzt umzusteigen, nicht abzuwarten und schon jetzt die Vorteile des digitalen Fernsehens nutzen. HDTV, Programmvielfalt, regionale Programmangebote, einfache Navigation und zusätzliche Programminformationen und wem das alles noch nicht ausreicht, kann zusätzliche Pay Programme abonnieren und in Mediatheken kann man auch noch sein Wunschprogramm finden, vorausgesetzt, man hat die entsprechende Settop Box oder das passende Fernsehgerät.
Weiterführendes:
» News zur Analogabschaltung» IPTV Anbieter im Vergleich
» IPTV Vorteile im Überblick