OLED: “Es ist auf der Kippe zum Massenmarkt.” Interview mit Peter Koch, LG Manager Product Development TV Home Entertainment
Berlin, 05.09.2016: Bereits vor einem Jahr sprachen wir mit Peter Koch, LG Manager Product Development TV Home Entertainment über die Potentiale der OLED Technologie. Nun, ein Jahr später, wollen wir erfahren, welche Trendprognosen sich bewahrheitet haben und wie der OLED TV Markt mittlerweile aussieht.
Peter Koch: OLED hat sich in verschiedene Richtungen weiterentwickelt. Zum einen wurde das Panel so modifiziert, dass jetzt mehr Helligkeit damit erzeugt werden kann. Das ist vor allem für HDR ein wichtiges Thema. Außerdem wurde die Haltbarkeit verbessert. Im vergangenen Jahr hatten unsere OLED´s eine Lebensdauer von 30.000 Stunden. Rechnet man das auf einen durchschnittlichen Normalhaushalt in Deutschland hoch wären das etwa 20 Jahre. Mittlerweile sind die Geräte mit 60.000 bis 100.000 Stunden deutlich länger haltbar.
Peter Koch: An unseren Abverkaufszahlen sehen wir deutlich, es ist auf der Kippe zum Massenmarkt. Als wir mit den ersten Serien mit 55 Zoll gestartet sind, da hatte so ein Gerät noch einen Preis von 10.000 Euro. Jetzt kann man bei einigen Herstellern schon ein FullHD Gerät in 55 Zoll schon für unter 1.600 Euro kaufen. Wir kommen dem Massenmarkt damit deutlich näher. Viele unserer Mitbewerber haben auch OLED Geräte im Angebot. Hinsichtlich Fertigung und Haltbarkeit, sind wir genau da, wo man für ein massentaugliches Gerät sein muss. An den Preisen wird sich sicherlich noch etwas tun. Das werden keine dramatischen Sprünge sein, aber die Preise werden sich langsam anpassen. Durch optimierte Fertigungsprozesse, können wir den Preisvorteil auch an den Kunden weitergeben.
Peter Koch: Ein LCD funktioniert wie eine Art Lichtventil, das bedeutet, sie haben eine Hintergrundbeleuchtung die Licht abgibt und vor der sich ganz viele kleine Fenster, oder anders gesagt, LCD-Kammern befinden. Die lassen das Licht entweder durch oder sperren es. Die Sperrtiefe oder der Sperrfaktor ist aber begrenzt. Dem LCD sind also Grenzen gesetzt, wenn es darum geht, Licht am Durchfluss zu hindern. Wenn man sich einen LCD-Bildschirm mit schwarzem Inhalt in einem absolut schwarzen Raum anschaut, kann man den Bildschirm immer noch erkennen. Durch die Hintergrundbeleuchtung, die ja immer an ist, schimmert er leicht gräulich.
Beim OLED ist es so, jeder einzelne Pixel entspricht einer eigenen Lichtquelle. Also anstatt einer großen Hintergrundbeleuchtung, habe ich hier Millionen kleinster Lämpchen, oder OLED Zellen genannt, die eigenaktiv leuchten. Man kann sich vorstellen, wenn ich eine Lampe ausschalte gibt sie gar kein Licht mehr ab, dann ist es absolut schwarz. Wenn ich einen OLED-Bildschirm mit schwarzem Inhalt in einem absolut schwarzen Raum anschaue sehe ich also nichts. Er ist absolut schwarz. Das ist der Trick bei einem OLED Gerät. Ich kann dadurch sämtliche Schattierungen von tiefstem schwarz bis weiß nutzen. Damit kann ich mehr Farben darstellen, als es jemals möglich war.
Peter Koch: Ich nehme mal ein Beispiel von der Messe: Sie sehen hier verschiedenste Besucher. Der eine hat einen dunkelblauen Anzug an, der andere einen schwarzen Anzug, der neu ist, der andere einen schwarzen Anzug der ausgegraut ist, der nächste trägt einen dunkelgrauen Anzug. All diese Anzüge würde eine normale Kamera im SDR-Verfahren nahezu identisch als schwarz darstellen, weil die Farben schwarz sehr ähneln. Im HDR-Verfahren kann man diese Unterschiede sehen. Mit HDR wird das Bild in der Farbauflösung besser. Das hat nichts mit der Pixelauflösung zu tun. Das hatten wir in den vergangenen Jahren, immer mehr Pixel, immer höhere Auflösung. Jetzt werden die Pixel besser und ermöglichen damit eine bessere Farb- und Detailwiedergabe. Das Bild wird dem menschlichen Sehen angepasst. Mit unseren Augen können wir draußen das helle Sonnenlicht sehen, zeitgleich aber im Dunkeln Nuancen und Schattierungen erkennen. Das kann eine normale Kamera nicht. Bei HDR geht das.
Peter Koch: HDR10 ist ein Standard, der zusammen mit Dolby entwickelt wurde und für jedermann frei zugänglich ist.
Dolby Vision™ HDR ist eine Patenttechnologie von Dolby, die in strenger Zusammenarbeit mit den Filmstudios entwickelt wurde. Ziel dieses Standards ist es, die Qualität der Filmaufnahmen 1:1 zum Kunden zu transportieren. Diese Lösung braucht allerdings mehr Bandbreite und Speicherplatz und zielt deshalb momentan vor allem auf die UHD BluRay ab.
Ein weiteres Verfahren ist Hybrid-Log-Gamma-Technologie (HLG), welches von der BBC entwickelt wurde. Es sorgt dafür, dass die Bildinformationen auf einem möglichst kostengünstigen Weg übertragen werden können. Außerdem ist es abwärtskompatibel zu Geräten, die nicht HDR-fähig sind. Das ist insofern wichtig, da man sonst ein Signal aussenden würde, das nur die neuesten Geräte empfangen können, die anderen aber nicht.
Peter Koch: Der Zuschauer wird, wenn er sich die Bildqualität wirklich anschaut, Unterschiede ausmachen können zwischen einem SDR-Bild (Standard) und einem HDR-Bild. Ich wage aber zu bezweifeln, dass die Zuschauer einen Unterschied zwischen den einzelnen HDR-Standards ausmachen können. Wir sind bei genannten Verfahren auf so hohem Niveau, dass es dem Laien schwer fallen wird, einen Unterschied zu sehen. Selbst dem Experten wird das schwer fallen.
Peter Koch: Der klassische Broadcaster ist, was diese Dinge anbelangt, eher etwas konservativer aufgestellt. Das ergibt sich aus der Historie heraus. Wenn man ein Sendesignal ändert, müssen Standards gesetzt werden. Das Ganze dauert und ist recht langwierig. Es gibt Broadcaster, die mit diesen Standards schon erste Experimente machen. BBC ist da z.B. führend. Aber auch Sky, die RTL Gruppe und die Öffentlich-Rechtlichen machen Tests. Alle Anbieter schauen sich das gerade an. Es gibt auch gemeinsame Testplattformen, in denen Hersteller und Broadcaster zusammen sitzen. Der Endkunde kann UHD und HDR aber trotzdem schon zuhause nutzen. Einmal über UHD BluRays und zum anderen über Streamingangebote.
Peter Koch: Plasmageräte sind im Vergleich wahre Energieschlucker, da ist die Effizienz nicht so hoch. Beim OLED kommt der Energieverbrauch auf die Präferenz des Kunden an. Umso heller ich schaue, umso mehr Lampen an sind, desto mehr Energie verbraucht das Gerät. Schau ich mir z.B. Herr der Ringe an, hat ein OLED einen extrem geringen Energiebedarf. Schau ich mir aber die Winterolympiade an, wo ich fast nur Schnee habe, dann benötigt der OLED viel Energie, denn er muss ja viel helles Licht produzieren. Beim LCD ist es unabhängig davon, was ich mir gerade anschaue, weil meine vollflächige Hintergrundbeleuchtung immer an ist. Im Endeffekt würde ich aber sagen, es macht im Energieverbrauch keinen Unterschied für den Konsumenten, ob er LCD oder OLED nimmt.
Peter Koch: Wir haben im letzten Jahr einen solchen Prototypen gezeigt, der auf Polymerbasis aufbaut und den man auch rollen konnte. Wir sind uns aber bewusst, das war erstmal ein reines Showobjekt und das ist auch erst mal wieder zur weiteren Entwicklung in die Labore verschwunden. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass wir in den nächsten Jahren Geräte sehen werden, die auf solch einem Konzept aufbauen. Die technischen Grundlagen sind jetzt schon klar, aber wir arbeiten an der Haltbarkeit. Man würde diese Folien ja nicht nur 100 Mal zusammenrollen, sondern unter Umständen zigtausende Male und da müssen jetzt noch Langzeittests erfolgen.
Peter Koch: 8K werden wir vielleicht irgendwann mal in der Zukunft sehen. Wir wären schon ganz froh, wenn die Broadcaster langsam in Richtung 4K gehen würden. Man hat aber festgestellt, die Auflösung ist das eine Thema, aber so etwas wie HDR liefert dem Kunden noch ein ganz anderes Seherlebnis. Bei manchen Zuschauern ruft HDR sogar den Eindruck hervor, es ist besser als 3D. Das Bild bekommt ja eine gewisse Tiefenwirkung durch eine verbesserte und natürlichere Farbdarstellung. Vielleicht geht die Entwicklung auch dahin, dass einige Sendeanstalten sagen, wir betrachten HDR abgekoppelt vom Thema UHD. Das heißt, sie sagen, ich werte mein HD Bild mit HDR auf. Das ist günstiger, bringt aber auch eine Verbesserung der Bildqualität mit sich. Aber hier ist noch alles offen.
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