„Die Kommunikation der Mediathek-Nutzer untereinander wird in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen!“
Innovative Ideen sind wichtig – vor allem im schier unüberschaubaren "Mediensupermarkt" des Internets. Wer mit seinen Angeboten ein breites Publikum erreichen möchte, für den ist die bloße Menge an medialen Inhalten nicht immer das entscheidende Kriterium. Erst gewisse Alleinstellungsmerkmale machen ein Internetangebot abgrenzbar und erzeugen Wiedererkennungswert.
Der deutsch-französische Kulturkanal "arte" setzt seit jeher nicht auf Mainstream sondern das Besondere, und so soll auch die sendereigene Mediathek dies bald noch stärker zum Ausdruck bringen. Zu diesem Zweck wurde eine Konzeptstudie beim Offenbacher Designstudio SENSORY-MINDS in Auftrag gegeben.
Hier geht es nicht nur um innovatives Design – neu- und weiterentwickelte Funktionen sollen Nutzer anlocken. Diese reichen von verbesserten Navigationsmöglichkeiten, über Inspirationsfunktionen wie dem „INSPIRE ME“-Button, bis hin zu Verknüpfungen mit Facebook und Twitter. Über all dies, sowie die Zukunft von medialen Inhalten im Netz sprachen wir mit dem Managing Creative Director von SENSORY-MINDS, Professor Wolfgang Henseler.
Prof. Wolfgang Henseler: An erster Stelle steht hier aus meiner Sicht das á la iTunes, Google oder YouTube generierte Angebot auf Basis von nutzerspezifischen Interessen. Also wie schaffe ich es, einem Nutzer oder einer Nutzerschaft ein für ihn relevantes Film- und Medienangebot inklusive interessanter Absatz- und Kommunikationsfunktionen auf faszinierende, distinktive Art und Weise zu offerieren. Vor allem im Bereich der dynamisch-adaptiven und navigatorischen Daten- und Medienvisualisierung werden wir in den nächsten Jahren tolle Angebote hierzu sehen.
Prof. Wolfgang Henseler: Beide werden in Zukunft eine sehr wichtige Rolle spielen, da durch Personalisierung ein für den Zuschauer relevanteres Angebot aus dem „unendlichen Meer der Filme“ erstellt werden kann. Dabei wird der Electronic Programm Guide (EPG), so wie bei Apple´s iTunes die Genius Bar, sehr viel stärker basierend auf unserem individuellen Interesse uns Filmvorschläge anbieten. Google geht mit YouTube 2.0 übrigens in die gleiche Richtung. Personalisierung implizit als auch explizit bedeutet genauso wie Individualisierung eine höhere Relevanz des Angebotenen zu kreieren und Relevanz ist das, was uns Menschen zum handeln bewegt.
Prof. Wolfgang Henseler: Die INSPIRE ME-Funktion berücksichtigt sowohl die nutzerspezifischen Interessen als auch ein auf Basis eines Nutzerprofils abgegebenen Erwartungen sowie aus statistischen Nutzungskriterien anderer Nutzer (Social Community Aspekt) heraus generiertes Film- und Medienangebot.
Das bedeutet, das beim Nutzen der Mediathek die spezifischen Interessen eines Nutzers anonymisiert in einem Sessionprofil abgelegt und bei der Aktivierung der INSPIRE ME-Funktion (entweder durch Klick auf den INSPIRE ME-Button oder durch Schütteln des Browsers) eine hierauf abgestimmte, randommäßig aus dem Angebot der Mediathek zusammengestellte, Film- und Medienauswahl dem Nutzer abgeboten wird. Sollte der Nutzer eingeloggt sein und sein Interessensprofil aktiviert und entsprechend spezifiziert haben, werden weitere interessensspezifische Parameter zur Generierung der Auswahl seitens der Mediathek genutzt, um dieses Angebot noch „treffgenauer“ zu verfeinern.
Prof. Wolfgang Henseler: Die Kommunikation der Mediathek-Nutzer untereinander wird in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen, da durch die zeitliche Autonomie des „Sehen Könnens wann immer man möchte“ unendlich viele unterschiedliche „Programme“ entstehen werden und der Austausch innerhalb einer Interessens-Community dann sehr wichtig sein wird.
Wenn die Mediathek hier nicht eine entsprechende Funktion vorsehen würde, so wie dies z.B. durch das Twitterboard im Player unserer Mediathek ermöglicht wird, dann würden die Nutzer diesen Austausch woanders stattfinden lassen und somit das Umfeld der Mediathek verlassen. Daher dient diese Funktion einerseits dem natürlichen Interesse des Menschen sich mit anderen auch während eines Films austauschen zu können, als auch der Zuschauerbindung an die Mediathek.
Solche Social Community- und Social Media-Funktionen dienen übrigens sowohl dem Austausch als auch dem Absatz.
Prof. Wolfgang Henseler: Die Entwicklung solch einer Mediathek geschieht auf vielschichtige Art und Weise. Einerseits fließt die Erfahrung im Umgang heutiger Mediatheken mit ein, dann kommen die spezifischen Marktsituationen sowie das Wettbewerberangebot bei der Konzeption hinzu. Über Fokusgruppen, Nutzerbefragungen und Social Communities (Stichworte: Crowdsourcing und Open Innovation) können zukünftige Wünsche und Erwartungen an eine "Mediathek 2.0" abgefragt werden beziehungsweise Experten konsultiert werden.
Und zu guter Letzt, spielt natürlich die Kreativität und das Innovationspotenzial der Agentur welche die Mediathek entwickelt eine sehr wichtige Rolle. Vor allem der „Open Source Gedanke“ und die Visionsfähigkeit der Agentur machen zum Schluss den Unterschied in der User Experience aus.
Hier eine Konzeptstudie von Sensory-Minds für den TV Sender "arte":
Web TV - Concept Study from SENSORY-MINDS on Vimeo.