„Wir arbeiten mit passiven Brillen“, Interview mit Michael Melzig von Fujitsu
Der Technologiekonzern Fujitsu ist auf vielen Baustellen gleichzeitig aktiv. Neben neuer Computertechnik entwickelt der Konzern auch Halbleiter oder Netzwerke. Ende des vergangenen Jahres hat der japanische Konzern einen neuen 3D-Monitor auf den Markt gebracht. Auf der CeBit wurde das Gerät noch einmal offiziell vorgestellt. Michael Melzig, Senior Product/ Programm Marketing Manager bei Fujitsu, hat uns verraten, was der 3D-Monitor alles kann.
Michael Melzig: Überall, wo 3D dafür sorgt, dass ich mir Dinge besser vorstellen kann. Das kann z.B. der klassische Küchenkauf sein. Meistens bekommt man Zeichnungen, die schon einmal dreidimensional gestaltet sind, damit man sich das besser vorstellen kann. Aber es ist doch viel spannender, sich in seiner zukünftigen Küche schon einmal bewegen zu können. Da kann man sich anschauen, ob die Schubladen die richtige Höhe haben, welche Höhe die Arbeitsfläche haben soll und wie die Geräte kombiniert werden sollen. Ein anderes Beispiel ist ein Architekt, der mir mithilfe des Bildschirmes heute schon die Möglichkeit geben kann, einen Blick in die Wohnung oder das zukünftige Haus zu werfen. Daneben können auch Branchen aus dem Chemie- oder Autosektor profitieren. Hier kann ich z.B. schon einmal in 3D sehen, wie mein fertig konfiguriertes Autos aussieht.
Michael Melzig: Bisher gibt es verschiedene Wege das 3D Ziel zu erreichen. Ich kann das einmal ganz klassisch mit der rot-grün-Kombination machen, die wir ja vielleicht alle aus der Historie kennen. Dann gibt es die aktive Technologie, wo mit Shutterbrillen gearbeitet wird. Das hat sich im professionellen Umfeld, also im Businessbereich, sehr stark durchgesetzt. Anwendung findet diese Technologie z.B. in der Fahrzeugentwicklung, oder wenn zu einem sehr frühen Zeitraum mit Gegenständen umgegangen werden soll, die gar nicht existent sind.
Unsere Technologie ist an dieser Stelle aber einfacher, denn wir setzen keine aktiven, sondern passive Brillen ein, die Brille ist also nicht Batteriebetrieben. Außerdem kann ich die 3D-Brille auch über eine normale Brille aufsetzen. Das Verfahren sieht dann folgendermaßen aus: Wir schalten abwechselnd zwischen den horizontalen Linien hin und her und dadurch entsteht der 3D-Effekt.
Michael Melzig: Die Erfahrung, die wir bei der Demonstration gemacht haben ist folgende: Wenn z.B. zehn Personen gleich groß sind, dann können auch zehn Personen den 3D-Effekt wahrnehmen. Wir würden bei der Größe von unserem 23“ 3D-Bildschirm im Moment aber nur zwischen zwei bis vier Personen empfehlen.
Wir haben ein Display, das einen Blickwinkel von 178° sowohl in horizontaler als auch in vertikaler Richtung bietet, d.h. es ist schon sehr breit ausgelegt. Den 3D Effekt habe ich aber nur aus einer bestimmten Richtung heraus. Und wenn aus einer zweiten Richtung heraus geschaut wird, dann kann es sein, dass dieser Effekt nicht auftritt. Aus diesem Grund müssen alle Personen vor dem Bildschirm den gleichen Blickwinkel haben, um die Objekte in 3D sehen zu können.
Zum Problem wird es, wenn die Personen vor dem Bildschirm unterschiedlich groß sind. Die ideale Lösung hier, alle sitzen vor dem Bildschirm. Dann können auch alle den 3D-Effekt wahrnehmen.
Michael Melzig: Zunächst einmal braucht mein Rechner bestimmte Voraussetzungen, damit ich auf dem Monitor den 3D-Effekt nutzen kann. Zum einen benötige ich eine Grafikkarte, die die sogenannte Quad-Buffer-Funktion unterstützt. Die professionellen Grafikkarten von NVIDIA und ATI unterstützen genau diese Funktion.
In Architektenbüros ist das z.B. eine übliche Technologie die eingesetzt wird. Sobald ich meine 3D-fähige Software starte, weiß die Grafikkarte jetzt wird Quad-Buffered dargestellt und ich sehe das Bild in 3D. Wenn ich diese Anwendung schließe und beispielsweise in ein PDF-Dokument gehe, dann bin ich sofort wieder in der 2D-Technik. Ich muss selber am Gerät also gar nichts umschalten, sondern die Grafikkarte erkennt die einzelnen Anwendungen automatisch.
Michael Melzig: Wir haben noch keine Studien aufgesetzt, um hier eine qualitative Aussage machen zu können. Meine private Meinung zu dieser Thematik ist aber, dass man bei ersten Zeichen von Anstrengung oder Kopfschmerz erst einmal etwas anderes tun sollte, als 3D schauen. Das bedeutet z.B., wenn ich mich bezüglich einer neuen Küche mit 3D Bildern beraten lasse und das Gespräch ein bis zwei Stunden dauert, kann ich diese Zeit ohne weiteres mit 3D zurechtkommen, sofern ich nicht Migräne belastet oder sehr empfindlich bin.
Aber natürlich hat das Gehirn an der Stelle mehr zu tun, weil es die beiden Bilder verarbeiten und zusammenführen muss. Das ist bei empfindlichen Menschen früher spürbar als bei Menschen, die nicht vorbelastet sind. Es muss jeder selber definieren. Wenn er eine größere Anstrengung hat als normal, dann ist wieder Zeit auf 2D umzuschwenken.
Michael Melzig: Wir warten da natürlich ab, ob da tatsächlich der Bedarf da ist. Im privaten Umfeld habe ich eventuell schon einen 40“ oder 60“ 3D-Fernseher im Einsatz. Der Bedarf nach einem zusätzlichen Computermonitor ist da eher nicht vorhanden. Aber wir warten hier das Feedback ab.
Es gibt heute schon die Möglichkeit, eine Middleware einzusetzen und damit dann Spiele z.B. auf DirectX nutzen zu können. Der Businessanwender kann mit der entsprechenden Software, oder ein Grafikkarte die Quad-Buffered unterstützt, das Display natürlich auch für private Spiele verwenden. Der High-End Profi im Gaming wird natürlich noch höhere Maßstäbe ansetzen, die das Produkt dann nicht erfüllen kann. Aber für das Businessumfeld sind wir hier sehr gut gewappnet.