„Brauchen dringend neue Geschäftsmodelle“ - Interview mit Dr. Brautmeier, Vorsitzender DLM, zum DLM-Symposium 2014
Berlin, 20.03.2014
Das DLM-Symposium am 20. März 2014 hat in diesem Jahr um die Finanzierung des privaten Rundfunks in einer konvergenten Medienwelt zum Thema.
Im Gespräch mit Veranstalter Dr. Jürgen Brautmeier, dem Vorsitzenden der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM), sprachen wir über Themenwahl und Erwartungen für die Veranstaltung sowie über die aktuellen Herausforderungen für private Rundfunkunternehmen und die Medienpolitik.
Dr. Jürgen Brautmeier: Im vergangenen Jahr hatten wir uns mit dem Thema "Lokale Medien in der digitalen Welt" befasst. In den letzten Monaten beobachten wir nun eine stetige Verschlechterung der Finanzierungsgrundlagen privater, lokaler Rundfunkanbieter. Der ökonomische Druck hat enorm zugenommen, und es gibt noch keine überzeugende Strategie, wie private Anbieter mit diesem Druck leben können bzw. welche Maßnahmen sie ergreifen müssten, um ihr weiteres Überleben zu sichern. Deshalb lag es nahe, sich nun dem Thema der Finanzierung zu widmen.
Dr. Jürgen Brautmeier: Wir erwarten rund 250 Gäste aus Medienwirtschaft, -politik, Kultur, Wissenschaft und Journalismus. Ich persönlich bin sehr froh, dass es in den letzten Jahren offenbar gelungen ist, das DLM-Symposium als die medienpoltische bzw. medienwirtschaftliche Fachtagung im Frühjahr zu etablieren.
Dr. Jürgen Brautmeier: Wir brauchen dringend neue Geschäftsmodelle für konvergente Angebote. Der private, vor allem der lokal und regional verankerte private Rundfunk, ob nun TV oder Radio, steht ja unter dem Druck, dass er sich ja - anders als der gebühren- bzw. beitragsfinanzierte öffentlich-rechtliche Rundfunk - im Markt, das heißt gegenüber Wettbewerbern behaupten muss. Und eine der Herausforderungen ist es, über ein neues Vermarktungs- bzw. Währungssystem nachzudenken, das nicht nur die Akzeptanz der herkömmlichen Nutzung misst, sondern auch (Konvergenz!) die Nutzung der Internetangebote dieser Anbieter berücksichtigt.
Dr. Jürgen Brautmeier: Als Erstes und Wichtigstes, indem die Politik, konkret: der Gesetzgeber, die Ungleichbehandlung abschafft, die wir seit Jahren zwischen dem linearen Rundfunk und neuen nichtlinearen Angeboten beobachten. Beispiel Werbung: Was im traditionellen linearen Rundfunk von uns sanktioniert wird, etwa Schleichwerbung, bleibt oft bei Beiträgen im Netz (noch) folgenlos. .
Dr. Jürgen Brautmeier: Sie ist als unmittelbare Folge der Digitalisierung, von mir aus auch der digitalen Revolution, auf alle Fälle eine enorme Herausforderung für uns als Medienaufsicht, vor allem aber für die Anbieter selbst. Und sie ist ein Beleg dafür, dass wir schnell zu einer medienrechtlichen Neubewertung und vor allem Gleichbehandlung linearer und nichtlinearer Angebote kommen müssen.
Dr. Jürgen Brautmeier: Das DLM-Symposium war in den letzten Jahren immer wieder ein Ort des lebhaften, oft auch kontroversen Austausches von Meinungen. Das erwarte ich mir von der diesjährigen Tagung auch.
Portraitbild: Dr. Jürgen Brautmeier © Dr. Jürgen Brautmeier, mit freundlicher Genehmigung von „Bild LfM“