„Die Hemmschwelle bei Smart TV ist die Navigation.“ - IFA-Interview mit Michael Wilmes (LG)
Michael Wilmes: Zum einen hat LG auf der IFA 2013 ein Gerät dabei, in dem wir die in unseren Augen wichtigsten, aktuellen Trends kombinieren. Dabei handelt es sich um einen 77 Zoll großen 4K-OLED-TV mit gekrümmtem Display, der einzigartig auf dieser Messe ist. Für dieses Gerät haben wir die vierfache Full-HD-Auflösung mit OLED als neue Bildtechnologie, von der wir uns extrem viel versprechen, kombiniert. Zudem haben wir das Ganze auch noch in gekrümmter Form produziert und sind deshalb sehr stolz darauf, dass wir die derzeit wichtigsten Technologien in einem Gerät vereinen konnten, um zu zeigen, was bereits möglich ist.
Der zweite Kernpunkt für uns auf der IFA ist Ultra HD. Im letzten Jahr hatten wir einen 84 Zoll großen Ultra-HD-TV ausgestellt, der mittlerweile schon länger in Deutschland verkauft wird. In diesem Jahr erweitern wir das Angebot nach unten. Das heißt, wir haben zwei 65-Zoll-Geräte und zwei 55-Zoll-Geräte hier mit Ultra HD ausgestellt. Generell sehen wir Fernseher in einem schwierigen Marktumfeld – der Markt ist in diesem Jahr bisher rückläufig gewesen und wir haben einen harten Wettbewerb. Dadurch, dass wir OLED-Bildschirme herstellen können und bereits gekrümmte OLEDs in Deutschland verkaufen sowie Ultra-HD-Geräte auf dem Markt haben, sehen wir uns aber perspektivisch sehr gut positioniert.
Michael Wilmes: Wenn man die kaufauslösenden Faktoren bei Fernsehern betrachtet, dann kann man sagen, dass 3D und auch Smart TV den Konsumenten nicht zwangsläufig dazu bringen, sich ein Neugerät anzuschaffen. Es gibt Konsumenten, die Smart TV nutzen wollen und dementsprechend ihre Auswahl beim Kauf treffen. Im Endeffekt glauben wir aber, dass auch das Design eine entscheidende Rolle spielt – und da versetzt uns OLED in die tolle Situation, dass wir 4,3 Millimeter dünne Fernseher bauen können, was heißt, dass unser Curved OLED TV schmaler als jedes Smartphone ist.
Darüber erreicht die Bildqualität, die wir Ultimate Picture Quality nennen, ein neues Level. Wir brauchen dank OLED keine Hintergrundbeleuchtung mehr, Schwarz wird wirklich als Schwarz dargestellt, der Kontrast ist unendlich und die Farben sind extrem lebendig. Gleichzeitig spart das Gerät auch Strom, denn OLED ist in der Leistungsaufnahme geringer als LCD und LED. Kompakt zusammengefasst muss man schon sagen, dass die OLED-TVs wirklich ein technologischer Meilenstein sind.
Michael Wilmes: Im Moment gibt es inklusive LG zwei Hersteller, die OLED-TVs schon verkaufen. Es ist ganz normal, dass die aktuellen Geräte zu Beginn relativ teuer sind, weil die Produktionsstraßen in Südkorea oder Asien für OLED umgebaut werden müssen. Im Endeffekt mussten wir neue Fernseh-Manufakturen bauen, weil wir nicht die bestehenden Produktionsstraßen für LED und LCD nutzen konnten. In den Umbau mussten wir sehr viel investieren, und dementsprechend teuer sind die Geräte zum Anfang natürlich auch. Der Preis hängt aber auch immer davon ab, um welche Zoll-Größen es sich handelt.
Michael Wilmes: Ich habe da in der Tat schon einige tolle Ideen gesehen, die unsere Designer haben. Ich kann Ihnen schon verraten, dass wir im Jahr 2014 im Bereich gebogener Bildschirme generell weitere Endgeräte sehen werden. Generell sind hier in vielerlei Hinsicht viele Produkte möglich. Das kann von einer OLED-Zeitung, die dann über Nacht mit neuen Nachrichten bespielt wird, bis zu OLED-Postern oder OLED-Tapeten gehen. Auch Public Displays sind da möglich. Um auf Details einzugehen, ist es zum jetzigen Zeitpunkt aber noch zu früh.
Michael Wilmes: Im allgemeinen sind wir darauf angewiesen, dass Produzenten und Fernsehanstalten diesen Standard möglichst schnell anfangen zu unterstützen, damit der Endkonsument irgendwann auch 4K sehen kann, wo er einen 4K-Fernseher zu Hause stehen hat. In Asien ist man bereits weiter. Ein japanischer Anbieter hat die Olympischen Spiele im letzten Jahr beispielsweise schon in Ultra HD übertragen. Ich denke, dass Smart TV dafür eine Lösung sein kann, wobei man sich den Content in Ultra HD direkt über das Internet auf den TV holen kann. Ohne Zweifel sind wir als Hersteller eine treibende Kraft hinter Ultra HD, so haben wir in den neuen Geräten erstmals den HEVC-Standard integriert. Wir sind aber nicht alleine in der Lage, das Thema voranzutreiben.
Michael Wilmes: Wir glauben, dass die Konsumenten, die für die Zukunft gerüstet sein wollen, und sich in nächster Zeit einen neuen Fernseher kaufen wollen, auch Ultra HD mit in ihre Liste an möglichen Features aufnehmen, um zukunftsfähig für die nächsten vier bis fünf Jahre zu sein.
Michael Wilmes: Das aktuelle Line-Up von LG ist noch nicht HDMI-2.0-fähig. Wir diskutieren aktuell intern, ob wir das über Upgrades nachreichen oder ob wir einen Austausch von Anschlüssen vornehmen werden. Gerade beim 84-Zoll-Modell, das bei uns 16.999,- Euro kostet, kann man leichter sagen „Wir tauschen das einfach aus!“ - denn die produzierten Stückzahlen sind noch nicht so riesig, dass man das nicht stemmen könnte. Was darüber hinaus mit LG und HDMI 2.0 passiert, werden wir spätestens zur CES Anfang 2014 bekannt geben.
Michael Wilmes: Ich persönlich glaube, dass eine Hemmschwelle von Smart TV tatsächlich die Navigation durch den Content ist. Ich habe beispielsweise keine Lust, mit der handelsüblichen Fernbedienung z.B. Facebook zu öffnen – weil es einfach unpraktisch und anstrengend ist. Ich denke deshalb, man muss dem Konsumenten deutlich machen, dass es leicht bedienbaren Smart TV Content gibt, der im Alltag auch wirklich Spaß macht.
Die Kombination von Bedienungselementen - wie der Magic Remote von LG mit Gesten- und Sprachsteuerung - und der Botschaft, dass man selbst zum Programmdirektor wird, muss dem Verbraucher, denke ich, noch deutlicher gemacht werden. Aktuell ist da sicherlich noch viel Arbeit nötig, aber deswegen begrüßen wir natürlich auch ausdrücklich die Initiative „Smarter Fernsehen“, die jetzt zur IFA gestartet ist.
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